Blog oder soziale Netzwerke? Einstiegstipps für KMU

„Beginnen wir mit Facebook oder mit einem Blog?“ 

Die Frage mag für online affine Leser seltsam klingen, doch in Gesprächen mit KMU wird sie mir immer wieder gestellt. Die Situation ist dabei häufig ähnlich: Das kleine oder mittelständische Unternehmen hat sich, meist nach langem Zögern, zum Einstieg in die Social Media entschieden. Da sich viele vor dem ersten Schritt inzwischen umfassend informieren, wissen sie, dass eine Facebook Seite alleine nicht ausreicht und ein Corporate Blog oft empfohlen wird.

Doch das stellt KMU vor mehrere Fragen:

  • Brauchen wir für den Start ein Blog?
  • Können wir das überhaupt leisten?
  • Welche Kanäle und Netzwerke sind für uns relevant?
  • Ist das alles finanzierbar?

Jede einzelne dieser Fragen ist berechtigt und wichtig. Vor allem die Entscheidung zwischen Blog und sozialen Netzwerken kann, wenn das Budget erstmal geklärt ist, eine echte Zwickmühle sein.

Corporate Blog vs. soziale Netzwerke?

Ich gebe zu, dass der Vergleich von Blog und sozialen Netzwerken aus fachlicher Sicht nicht wirklich sinnvoll ist. Ein Blog sollte, nach  meiner Meinung, das Zentrum der Kommunikation darstellen, soziale Netzwerke diese Zentrale ergänzen und stärken.

Die Gründe dafür sind zahlreich, die wichtigsten:

  • Die Inhalte des Blogs folgen den Regeln des Unternehmens, nicht denen eines Netzwerks.
  • Beiträge können deutlicher länger sein und mehr in die Tiefe gehen, als in Netzwerken.
  • Der Content liegt beim Unternehmen. Kein Netzwerkbetreiber kann diesen löschen.
  • Das Blog bietet, wenn es passend eingebunden wird, auch Sichtbarkeit und Reichweite für die Unternehmenswebseite.

Damit all diese Vorteile ihre Wirkung entfalten können, ist ein Grundsatz entscheidend: Die Inhalte und Themen des Blogs müssen die Bedürfnisse der (potenziellen) Kunden und Leser ansprechen und wertvolle sowie praktisch anwendbare Informationen liefern. Die geschätzte Kollegin Annette Schwindt verwendet hier den passenden Begriff der Nutzerrelevanz, der als Leitfaden für jedes Blog – egal ob Corporate oder nicht – dienen sollte.

Nach dieser umfangreichen – und hoffentlich informativen – Einleitung, liegt es nahe, dass ich ein Blog als Einstieg in die Social Media für KMU empfehle. Doch das tue ich nicht – zumindest nicht generell.

Bloggen ohne zu bloggen: Einstiegstipps für KMU

Damit mich niemand falsch versteht: Für mich ist ein Corporate Blog definitiv sinnvoll – wenn es gut gemacht wird. Doch genau damit beginnt das Problem. Denn nicht alle KMU können von Anfang an die dafür notwendigen Ressourcen aufbringen oder verfügen über die nötige Kompetenz.

Dennoch würde ich keinem Unternehmen empfehlen, ausschließlich auf die sozialen Netzwerke zu setzen. Kollege Falk Hedemann bringt es in seinem aktuellen Beitrag auf den Punkt:

Wer eine nachhaltige Kommunikationsstrategie aufsetzen möchte, sollte sich fragen, ob dafür Facebook, Twitter & Co ausreichen. Alle Inhalte, die dort veröffentlicht werden, haben nur eine geringe Lebensdauer.

Dazu kommt: Wenn sich Unternehmen ganz auf Facebook, Twitter und andere Netzwerke verlassen, machen sie sich damit von den Betreibern der Netzwerke, und deren Regeln, abhängig. Sollten Profilen, aus welchem Grund auch immer, abgeschaltet oder blockiert werden, sind die Inhalte nicht erreichbar und im schlimmsten Fall weg. Und auch die aufgebauten Beziehungen mit den Nutzern lassen sich dann nicht mehr pflegen.

Da Unternehmen ihre Webseite vor dem Einstieg in die Social Media in jedem Fall auf den aktuellen Stand bringen sollten, kann die Überarbeitung auch gleich für den Einstieg genutzt werden. Ein Newsbereich auf der Unternehmenswebseite kann beispielsweise die Vorstufe eines Corporate Blog sein. Dieser Ansatz bietet mehrere Chancen:

  • Das Unternehmen hat regelmäßig aktuelle Inhalte auf seiner Webseite.
  • Die Kunden und Partner des Unternehmens erhalten einen Grund, die Webseite regelmäßig zu besuchen.
  • Die Mitarbeiter des Unternehmens können mit der Publikation von Nachrichten und Fachinformationen beginnen. Das ist für den Einstieg einfacher als die Erstellung umfangreicher Blogbeiträge.
  • In vielen Branchen, vor allem konservativen, werden Blogs nach wie vor skeptisch betrachtet. Ein regelmäßig aktualisierter Newsbereich kann die Funktion eines Blogs, teilweise, erfüllen und auch Partner und Kunden erreichen, die mit klassischen Blogs nichts anfangen können.

Wichtig ist, dass Unternehmen den Zugang zu den selbst erstellten Inhalten Lesern so einfach wie möglich machen. Eine E-Mail-Abo-Funktion kann dafür ebenso sinnvoll sein wie die gezielte Nutzung der sozialen Netzwerke. Ein sinnvoller und effektiver Einstieg in die sozialen Netzwerke kann also aus der Kombination einer Blogvorstufe und der Nutzung sozialer Netzwerke bestehen.Zwar sind auch dafür eine Strategie und Ressourcen nötig, doch dieser Ansatz lässt sich deutlich einfacher umsetzen, als von Anfang an ein komplettes Corporate Blog aufzusetzen und dauerhaft zu betreiben.

Ist die Pflege des Newsbereichs nach und nach zur Normalität geworden, können Unternehmen den nächsten Schritt gehen den Newsbereich zu einem Blog ausbauen. Doch hier gilt: KMU sollten Schritt für Schritt vorgehen. Nicht jedes Unternehmen muss bloggen, geschweige denn in jedem Netzwerk aktiv sein. Nutzerrelevanz ist nicht nur für Themen, sondern auch für die Wahl der Plattformen und Kanäle entscheidend.

Leseempfehlungen:

Bildnachweis: Robert Churchill by 123rf.com


 

Christian MüllerChristian Müller arbeitet als Kommunikationsberater mit KMU und sozialen Einrichtungen, er ist unter sozial-pr im Web unterwegs.  Christian entwickelt Kommunikationsstrategien, berät und unterstützt beim Aufbau von Blogs, hält Workshops und Vorträge rund um Kommunikationsstrategie und Personal Branding.

Ergänzend ist er als Trainer und Coach im Mobile Video Bereich – der Videoproduktion mit Smartphones und Tablets – aktiv. Hier unterstützt er Social Media Teams, Freelancer, KMU und Journalisten bei der Konzeption und Produktion ihrer Videos und entwickelt Video-Formate.

 

Kommentare
(18)

  1. Carina

    Hallo Daniela,

    aufgrund einer Projektarbeit beschäftige ich mich gerade mit dem Thema Social Media vs. Blog. Es geht darum, eine Fakultät online besser zu präsentieren und somit mehr Studieninteressierte zu werben. Ich wäge in dem Zusammenhang die Vor- und Nachteile der beiden Formen ab und würde mich sehr freuen, wenn Du mir einige Fragen zum Umgang mit Blogs beantworten kannst. Schreib mir gerne eine E-Mail. 🙂

    Liebe Grüße
    Carina

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    1. Daniela Sprung

      Hallo Carina,
      danke für deine Anfrage. Zu deinem Thema findest du hier auf dem Blog einige relevante Artikel, die dir weiterhelfen sollten. Schau dich gerne um und wenn du Fragen hast, dann schick mir gerne eine Mail.

      Viele Grüße
      Daniela

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  2. Social

    Ich denke ebenfalls, dass ein Blog das Zentrum darstellen sollte und das soziale Netzwerke als Kommunikationsbasis dastehen sollten.

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  3. Pingback: Blogs in Zeiten von Social Media I bloggerabc

  4. Pingback: Corporate Blog: Tipps für den Aufbau des Redaktionsteams

  5. Lars

    Der Nachteil an einem Blog auf einem der sozialen Netzwerke ist, dass man immer vom jeweiligen Netzwerk abhängig ist. Der Vorteil hingegen ist, dass man durch das Netzwerk schon einmal eine Menge Reichweite bekommt.
    Vielen Dank für den interessanten Artikel.

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  6. Pingback: Die Social Web News der 29. Kalenderwoche

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  9. Sven

    Interessante Herangehensweise an dieses Thema.
    Ein Blog kann aber auch so gestaltet werden, das dieser nicht auf den ersten Blick wie ein Blog aussieht.

    Sinnvoll ist es, das regelmäßige Inhalte publiziert werden. Die für den Leser Mehrwert und Informationen bringen. Die sozialen Netzwerke sind sinvoll und wichtig. Die eigene Marke sollte aber von der Webseite (Blog) ausgehen.

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    1. Christian Mueller

      Hallo Sven,

      genau das beschreibe ich ja im Artikel. 🙂
      Es geht um das Prinzip und die Vorteile eines Blogs, der Name ist aus meiner Sicht irrelevant und sollte an die Zielgruppe angepasst werden.

      Der Begriff Blog ist teilweise mit so vielen Vorbehalten verbunden, dass ich ihn meide – sowohl Unternehmen als auch Lesern gegenüber.

      Gruß,
      Christian

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  10. Moritz

    Hallo Christian,

    danke für deinen informativen Beitrag. Deswegen geteilt.

    Eine Frage habe ich noch an dich: Wo genau ist denn für dich der Unterschied zwischen einem Newsbereich und einem Blog? Einfach ein anderer Name oder auch inhaltlich Unterschiede?

    Inzwischen laufen ja viele Seiten von KMUs mit WordPress – und bei manchen heißt der dynamische Beitragsbereich „News“ und bei manchen „Blog“. Inhaltlich oft – so meine Beobachtung – keine große.

    Besten Gruß aus München,
    Moritz

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    1. Christian Mueller

      Hallo Moritz,

      zu Beginn sehe ich auch die inhaltliche Gestaltung ein wenig anders. Der Newsbereich fokussiert zunächst auf Meldungen und rein informative Themen.

      Storytelling, multimedial angereicherte Artikel und ähnliches kommen dann im Lauf der Zeit. Der Newsbereich kann daher auch inhaltlich und strukturell die Heranführung an ein Blog sein und nach und nach dessen volle Funktionen ersetzen.

      Danke für deine Frage. Zeigt mir, dass ich das nicht deutlich genug im Artikel herausgearbeitet habe, da muss ich nachbessern.

      Gruß,
      Christian

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  11. VOCATO public relations

    Das ist wirklich ein guter Tipp, KMUs einen Newsbereich für ihre Webseite vorzuschlagen anstatt eines Blogs. Vielen Dank. Wir konnten genau aus dem Grund, dass ein Blog viel zu aufwendig ist, nur den wenigstens unserer KMU-Kunden einen eigenen Blog bisher schmackhaft machen.
    Viele Grüße
    Laura von VOCATO

    antworten
    1. Christian Mueller

      Hallo Laura,

      im Grunde sind das Prinzip und die Wirkung von Blogs wichtig, wie das genannte wird, ist unwichtig. Oft hilft es, Begriffe aus der Welt der Kunden zu nutzen.

      Gruß,
      Christian

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  12. Annette Schwindt

    Vielen Dank für das Lob. 🙂

    Im Grunde bloggt jeder, der regelmäßig Inhalte auf Social Media veröffentlicht, schon längst. Nur eben in kondensierter Form… Die Angst, keine Inhalte für ein Blog zusammen zu kriegen, ist also meist nur der Tatsache geschuldet, dass ihnen nicht so klar ist, wie das funktioniert. Ich spreche daher kaum noch von Blog, sondern von Newsbereich (auch wenn das technisch dasselbe ist). Meiner Erfahrung nach, mindert das die Hemmschwelle. 😉

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    1. Christian Mueller

      Hallo Annette,

      jepp, handhabe ich inzwischen oft auch so. Der Begriff Blog ist außerhalb der online affinen Filterblase leider mit vielen Vorbehalten und Missverständnissen verbunden. Daher ist es oft besser, den Begriff zu vermeiden. Und im Grunde kommt es ja auch nur auf das Prinzip und richtig gute Inhalte an, nicht auf den Namen. 🙂

      Gruß,
      Christian

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