Blogs in Zeiten von Social Media

Die Icons von Instagram, Facebook, YoutTube und Twitter auf einem weißen Hintergrund.

„Blogs sind tot“. Die Aussage höre ich von Kollegen oder Unternehmen immer wieder. Kein Wunder, denn mit Snapchat, Instagram, Instagram Stories, Facebook Notizen, Instant Articles, Facebook Live, Pinterest, YouTube, Twitter, Medium, Tumblr usw. gibt es unendlich viele Social-Media-Kanäle, um mit den Lesern und Zielgruppen in Kontakt zu treten. Eine sehr gute Übersicht aktuell vorhandener sozialer Netzwerke bietet Overdrive Interactive an. Die 231 aufgelisteten Kanäle sind alle verlinkt und können herunterladen werden.

In Anbetracht dieser Menge an Kontakt- und Informationsmöglichkeiten stellt sich durchaus die Frage, ob es noch eines eigenen Blogs bedarf, um Inhalte zu verbreiten. Sollten Unternehmen noch bloggen, um den Kunden in seiner Customer Journey zu begleiten oder sein Employer Branding auszubauen?

Das Blog als Kommunikationszentrale

Schaut man sich die Netzwerke näher an, dann fällt auf, dass diese alle autark sind. Jede Plattform ist entweder eigenständig, wie beispielsweise Snapchat, oder lässt sich mit einigen ausgewählten sozialen Kanälen verknüpfen. So kannst du deinen Instagram-Post auf Facebook, Twitter, Tumblr, Flickr und einem asiatischen Netzwerk teilen. Mehr aber auch nicht. Wenn du deine Postings verlinken möchtest, dann ist das lediglich in der Bio von Instagram möglich. Sonst nicht.

Anders sieht es bei Twitter aus. Hier kannst du jeden Beitrag deines Blogs via Link verbreiten. Aber auch hier: Nur innerhalb der Plattform.

Allen Kanälen fehlt es an der Möglichkeit, netzübergreifend zu teilen und zu verbreiten. Das lässt sich nur mit einer Webseite bzw. mit einem Blog umsetzen!

Christian Müller von sozial-pr schreibt in seinem bei mir veröffentlichten Beitrag „Blog oder soziale Netzwerke: Einstiegstipps für KUM“: „Ein Blog sollte, nach meiner Meinung, das Zentrum der Kommunikation darstellen, soziale Netzwerke diese Zentrale ergänzen und stärken.“

Ich sehe das genauso!

Das Blog sollte der Dreh- und Angelpunkt deiner Kommunikation sein, um deine Inhalte in den für dich relevanten Netzwerken zu posten. Aber! Ebenso wichtig wie die Verbreitung ist es, Fans und Follower als Leser auf dein Blog oder deine Webseite zu führen. Das Ziel ist nicht, den eigenen Content nach außen zu pushen, sondern die Konsumenten deiner Inhalte auf deine eigene Plattform zu bekommen, um sie hier als Besucher zu binden.

Wie kann das für Unternehmen aussehen?

Im November habe ich einen Workshop bei einem Kunden in München gegeben. Der Kunde hatte bereits ein Blog und wollte mehrere Ziele damit erreichen:

  1. Leadgenerierung = Kunden erreichen
  2. Bewerber ansprechen = Employer Branding stärken
  3. Mehr Interaktion auf den Blogposts = mehr Kommentare und Verbreitung der Inhalte durch die Besucher

Ausgehend von den genannten Zielen haben wir uns die Artikel und die Postings auf den einzelnen Social-Media-Kanälen angeschaut. Eine Überprüfung ergab, dass der Content nicht gut aufeinander abgestimmt war und es den Blogbeiträgen an inhaltlicher Tiefe fehlte, um den Lesern und Kunden einen Nutzwert zu liefern. Mit einer neuen Strategie und einem Redaktionsplan haben wir hier nachjustiert.

Besonders der Punkt „inhaltliche Tiefe“ eines Beitrags zu einem Thema lässt sich auf einem sozialen Kanal nur schwer umsetzen. Beiträge mit mehr als 50 Worten würden ihre Wirkung beispielsweise auf Instagram völlig verfehlen. Anders sieht es bei Facebook Notizen aus. Dort lassen sich ganze Blogposts veröffentlichen. Der Nachteil hier: Nur die Fans der Seite sehen den Beitrag, weil es sich um eine geschlossene Plattform handelt.

Das hindert aber große und reichweitenstarke Blogs wie MobileGeeks nicht daran, ihre Inhalte fast ausschließlich auf Facebook in Form von Instant Articles zu veröffentlichen. Da sich ihre Zielgruppe dort aufhält, publizieren sie einen großen Teil ihrer Artikel dort. Das Blog bleibt aber dennoch bestehen.

Bei sozialen Netzwerken muss meines Erachtens ein Faktor immer sehr präsent sein. Sie sind und bleiben fremdbestimmt! Wenn eine Plattform geschlossen wird, ist der darauf publizierte Content ebenso weg wie Kommentare, Likes, Retweets etc. Das heißt auch, dass damit die Impulse verschwunden sind, die deinem Google Ranking weiteren Schub geben können, wie ich in meinem Beitrag „Content Curation und Netzwerken: So rankst du besser bei Google“ beschrieben habe. Denn das Verweisen auf deine Veröffentlichungen auf Twitter oder anderen Kanälen kann von Google als Backlink gewertet werden. Und Backlinks sind wichtig für das Google Ranking, um damit weiter nach oben zu steigen.

Das Liken, Faven oder Herzen deiner Beiträge innerhalb deiner Social-Media-Kanäle, auch Social Signals genannt, ist aktuell noch nicht relevant, wird es aber in Zukunft sehr wahrscheinlich sein. Darum achte darauf, dass du hier eine gute Grundlage für dich schaffst, indem du – wenn möglich – immer getaggt wirst. So kannst du direkt auf diese Postings reagieren, indem du dich beispielsweise bedankst oder dich vernetzt.

Blogs bieten Platz für Multiplikatoren

Bewerber, Leser oder auch Kunden sind nicht immer aktiv. Zufriedenheit mit einem Produkt, Lob für einen Post oder Kritik werden nicht von allen Menschen gleichermaßen öffentlich geteilt. Das gilt für den Content von Unternehmen ebenso wie für Blogger oder andere Anbieter. Dazu kommt, dass eine unbekannte Anzahl von ihnen vielleicht still und leise die Inhalte konsumiert, aber niemals Kunde wird. Das macht aber nichts, denn sie sind wertvolle Multiplikatoren bzw. empfehlen dich weiter.

Je intensiver du im Vorfeld eine Beziehung zu deinen Zielgruppen aufgebaut hast, desto besser. Schau dir beispielsweise Apple an. Es gibt weltweit Fans dieser Marke. Die Events für neue Produktvorstellungen werden immer heiß erwartet und schon Monate bzw. Wochen im Vorfeld wird darüber spekuliert, was das Unternehmen mit Sitz in Cupertino als nächstes vorstellt. Eine emotionale Bindung zu einem Produkt oder einer Marke ist nicht zu unterschätzen. Was hat das jetzt mit einem Blog zu tun?

Ein Blog bietet, wie zuvor schon beschrieben, die Möglichkeit, als zentrale Plattform für die Kommunikation mit den Zielgruppen zu fungieren. Unabhängig von den Entwicklungen der sozialen Netzwerke bleibt es die eigene Kommunikationszentrale. Sollte ein hochdefizitäres Unternehmen wie Twitter schließen, dann bist du relativ autark, was das angeht. Klar, deine geposteten Inhalte sind weg. Aber wenn du im Vorfeld klug agierend dein Netzwerk aufgebaut hast, dann wird es dir nicht schaden.

Dein Blog wird nicht zur Geldmaschine, nur weil du ein Blog hast. Das muss klar sein! Das habe ich auch in meinem Artikel „Geld verdienen mit deinem Blog – die Strategie entscheidet“ deutlich gemacht. Niemand lebt allein vom Bloggen. Dahinter steckt immer der Verkauf von E-Books oder Kursen und das häufig in Verbindung mit Affiliate. Mehrere Einnahmequellen ergeben den Verdienst und grundsätzlich gilt: Wer ohne eine Strategie plant, hat meiner Meinung nach bereits verloren.

Oder um es mit den Worten von Sascha Pallenberg – Gründer von MobileGeeks und jetzt Head of Digital bei Daimler – zusagen und dessen Artikel „Erfolgreich bloggen – Von der Idee zur finanziellen Unabhängigkeit“ ich dir wärmstens! empfehle:

„Tut mir einen Gefallen… bitte fallt nicht auf diese Affen im Netz rein, die euch erklären wollen, wie man Geld verdient. Die PDFs, die von diesen Leuten verkauft werden, sind nicht die Bits wert, aus denen sie bestehen. 99% dieser Angebote sind unseriös und stammen von Leuten, die nicht einmal ansatzweise in die Nähe kamen, ein erfolgreiches Blog zu betreiben.“

Das gilt auch für die Reichweite. Ein Blog wird auf keinen Fall deine Reichweite in unendliche Weiten treiben, wenn du im Vorfeld keine nutzerrelevanten Inhalte hattest und keine Beziehung zu deiner Zielgruppe oder deinen Zielgruppen aufgebaut hast.

Kurzum: Reichweite setzt sich aus nutzerrelevanten Content und Beziehungspflege zusammen!

Aber ein Blog in Zeiten von sozialen Netzwerken ist eine stabile und langfristige Plattform, die du selbst steuern kannst. Deren Inhalte du unabhängig bestimmst und die es dir ermöglicht, auf allen für dich relevanten Kanälen zu agieren, ohne dein Headquarter zu verlassen.

Kommentare
(20)

  1. Lia macht Social Media Recruiting

    Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Sehr spannend! 🙂
    Liebe Grüße aus Bremen
    Lia

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  2. Stephan S.

    Super Artikel, aber ich glaube dennoch das die Jugend von heute nicht mehr wirklich viel auf Blogs gibt. Die sind von den Social Media Kanälen geblendet. Aber dadurch kann man halt auch gut die Zielgruppen Separieren.

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    1. Daniela Sprung

      Hi Stephan,
      ich denke auch, dass es nicht mehr die Jugendlichen sind, die Blogs lesen. Vielmehr erreicht man mit einem Blog seine eigene spezifischen Zielgruppe, die sich auch wirklich das Thema interessieren. Wer die 14-25 jährigen erreichen will, der sollte mM nach eher auf soziale Netzwerke setzen, dass Blog aber für vertiefende Inhalte und das SEO pflegen.

      Viele Grüße
      Daniela

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  3. Raphael

    Hallo Daniela,
    im Grunde ist das alles richtig, was hier steht. Das Problem ist aber der Zeitfaktor. Ein guter, relevanter Blogartikel benöigt Zeit. und zwar viel Zeit. Dann hat man vielleicht einen Artikel, aber den liest noch keiner. Dann mss man also den Artikel bekannt machen. Über befreundete Blogs und über Soziale Netzwerke. Das kostet wieder Zeit. In der Summe ist der Aufwand relativ hoch. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich (Webdesigner) inzwischen eine Reihe von Aufträgen über die Webseite erhalten habe.

    Eine Analyse nach Arbeitsstunden und erzieltem Umsatz habe ich nicht, aber ich glaube, dass ich da eher frustriernde Zahjlen kriegen würde. Andererseit bringt das Bloggen und das Facebooken immer neue Ideen und Trends und ist nicht nur wegen Marketing interessant

    Ich benutze derzeit vor allem Facebook als Soziales Netzwerk, Xing habe ich aufgegeben, dort sind (soweit ich das beobachtet habe) nur Coaches, die andere Coaches über ihre Seminare informieren.. Echte Diskussionen habe ich wenig erlebt. Auf FB beobachte ich, dass die meisten Nutzer lieber auf FB bleiben anstatt zum verlinkten Beitrag zu wechseln. Insoferne überlege ich auch Twitter zu nutzen, denn auf Twitter ist der Input so minimal, dass man quasi gezwungen ist den vorgeschlagenen Link zu nutzen. Kannst du das bestätigen? Das würde mich interessieren. ;

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    1. Daniela Sprung

      Hallo Raphael,
      bloggen ist wie alles was mit Kommunikation und Marketing zu tun hat: Es kostet Zeit. Gerade dann wenn es gut werden soll, um so mehr. Doch wenn der Output stimmt und du sagst ja, dass du bereits Aufträge über deine Webseiten erhalten hast (gehört da auch ein Blog zu?), dann würde ich sagen das du schon viel richtig gemacht hast.
      Und gerade der Austausch, den du auch beschreibst finde ich extrem wichtig. Darum geht es doch auch beim bloggen: Mit einander zu sprechen. Und das würde ich nie in Zeit messen, sondern immer danach wie wertvoll der Austausch ist und damit meine ich nicht, dass der Output in Form von Geschäft den Wert ergeben sollte.

      Twitter ist mein bevorzugter Kanal und hier tausche ich mich sehr intensiv mit den Usern aus. Zudem schätze ich sehr den Input an geteilten Inhalten, den ich auf Facebook in dieser Qualität nicht erhalte. Von daher kann ich nur raten, dass du Twitter einfach mal ausprobierst und dir eine gute Timeline zusammenstellst, denn damit steht und fällt die Qualität des Inhalts -wie bei jedem Netzwerk.

      Viele Grüße
      Daniela

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  4. Alex

    volles Interesse!
    danke für diesen Beitrag.

    antworten
    1. Daniela Sprung

      Sehr gerne! Freue mich, dass dir der Beitrag gefällt.

      Viele Grüße
      Daniela

      antworten
  5. Konstantin

    Liebe Daniela!
    Danke für diesen Artikel! Gerade der letzten Absatz wird doch zunehmend wieder relevanter. Das Bespielen sozialer Netzwerke wird doch immer mehr als notwendiges Übel im Marketing-Portfolio angesehen. Da bringen (Unternehmens-)Blogs und relevant gefüllte Webauftritte Kunden, Lesern und Bloggern / Unternehmern deutlicheren Mehrwert.

    Beste Grüße
    Konstantin

    antworten
    1. Daniela Sprung

      Hallo Konstantin,
      ich freue mich, dass dir der Artikel gefallen hat! Ich finde es auch schade, dass Social Media oftmals als lästig oder unnötig abgetan wird. Und dennoch möchte fast jeder dabei sein, sich dann aber nicht nass machen. Damit meine ich, dass nur die eigenen Inhalte geteilt werden und wenig relevanten Content für die Community. Mehrwert ist leider ein breitgefächerter Begriff und wird bei vielen immer noch gesehen als „Wir entscheiden, was Mehrwert ist.“ Dabei wird zu wenig darauf geachtet was die Community will. Machen wir es besser.

      Viele Grüße
      Daniela

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  6. Pingback: Blog oder Social Media - was ist das Richtige für dein Business? | Blog Your Thing

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  8. Monika E. König

    Beitrag, den ich mit vollstem Interesse gelesen habe. Dann wollte ich auf Twitter folgen (Twitter first 😉 )… aber bei mir hat das Widget rechts neben dem Artikel zwar Twitter angezeigt, aber keine Tweets. Habe Dich aber trotzdem gefunden. 🙂 Bin gespannt auf mehr!

    Die @mons7 von der Lernspielwiese.

    antworten
    1. Daniela Sprung

      Hallo Monika,
      vielen Dank für deinen Kommentar und Feedback! Ich freue mich, dass dir der Artikel gefallen hat und schaue mir gleich mal an was mit dem Widget los ist.

      Viele Grüße
      Daniela

      antworten
  9. Annette Mertens

    Hallo Daniela,
    ein eigener Blog macht frei.
    Wie du schon beschrieben hast, soziale Netzwerke kommen und gehen. Außerdem habe ich nur in meinem eigenen Blog die Möglichkeit, optisch und inhaltich alles so zu gestalten, wie ich es möchte.
    Der Blog ist tot? Quatsch 🙂 Es lebe der Blog!
    Liebe Grüße, Annette

    antworten
    1. Daniela Sprung

      Liebe Annette,
      das hast du schön gesagt: Es lebe das Blog! So sehe ich das auch und gerade in Bezug auf Unternehmen ist hier noch unglaublich viel Potential.

      Viele Grüße
      Daniela

      antworten
      1. Annette Mertens

        Hallo liebe Daniela,
        oja, was manche als Unternehmens-Blog bezeichnen, erinnert mich leider oft an ein ein ungeliebtes Friedhofsgrab, um das sie sich niemand kümmert. Schade. Es steckt so viel Potential im Blog, wenn man bereit ist, als Blog-Betreiber/in die Sache ernst zu nehmen, um dem Blog Leben einzuhauchen…
        Liebe Grüße, Annette

        antworten
        1. Daniela Sprung

          Hallo Annette,
          ich sehe das wie du. Ein gepflegtes Blog ist so viel mehr als nur eine Plattform. Gut betrieben ist es das Herzstück der Unternehmenskommunikation und kann der Dreh- und Angelpunkt der Kommunikation mit den Zielgruppen sein. Glücklicherweise gibt es auch Unternehmen, die genau das erkannt haben und entsprechend handeln. Wie beispielsweise, die Krones AG oder Tchibo.

          Viele Grüße
          Daniela

          antworten
  10. Pulsuhr ohne Brustgurt

    Toller Artikel!
    Eine Anlehnung daran ist auch das Inbound Marketing, welches eine immer größere Bedeutung bekommt. D.h. der Kunde recherchiert online (auch über soziale Kanäle) nach den Unternehmen, dessen Dienste oder Produkte er benötigt…

    LG

    antworten
    1. Daniela Sprung

      Hallo Valentina,
      das ist richtig und viele Unternehmen als auch Selbständige nutzen die Möglichkeit eines Blogs – so wie du auch – um ihre Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen. Das Blog als Traffic-Tool in Verbindung von hoffentlich nutzerrelevanten Inhalten.

      Viele Grüße
      Daniela

      antworten

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