Social Media wird von Unternehmen aus der Konsumgüterindustrie fast immer eingesetzt. Doch wie sieht es in „Nischenbereichen“ aus? Beispielsweise bei Zahnärzten? Ist der Einsatz von sozialen Netzwerken für diese Berufe und ihre Kunde sinnvoll? Worauf sollten sie achten und gilt auch hier „Content is King“?
Mit Klaus Schenkmann, Geschäftsführer und Inhaber von Parsmedia, spreche ich über den Einsatz von Social-Media-Marketing und Blogs für Zahnärzte.
In der heutigen Podcast-Folge geht es um Zahnärzte und Social Media. Mein Gast ist Klaus Schneemann. Er ist aktuell 55 Jahre alt und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Kommunikation. Von Haus aus ist e studierter Diplom-Sportwissenschaftler mit Schwerpunkt Sportpublizistik und Kommunikation. Einige der Stationen im Sportjournalismus, die er durchlaufen hat, sind der WDR, die Sportschau und Radio. Darüber hinaus war er zwischen 2001 und 2016 Stadionsprecher bei Bayer 04 Leverkusen.
Daniela: Wie kommt jemand, der mal vor einer WDR-Kamera gestanden hat, zum Thema Zahnärzte?
Klaus: Das ist definitiv eine gute Frage und relativ leicht zu erklären. Von 2001 bis 2007 habe ich bei meinem sehr guten Freund Wilfried beim Infokontor in Köln gearbeitet. Wir waren damals eine der ersten Content-Marketing-Agenturen. Damals wussten die Leute noch gar nicht, was das ist. Im Zuge dessen haben wir TV-PR gemacht, das heißt gute Geschichten erzählt, Footage erstellt und für viele Unternehmen Themen in die Medien, hauptsächlich ins Fernsehen, gebracht.
Daniela: Erklär kurz, was Footage ist. Vielleicht weiß es nicht jeder.
Klaus: Footage-Material ist Videomaterial zu einem Ereignis. Wenn zum Beispiel Angela Merkel die Cebit besucht, wird Footage-Material erstellt. Heraus kommen 10 bis 15 Minuten Video-Rohschnitt, aus dem sich Medien ihre Videobilder nehmen können. Sie müssen also kein eigenes Kamerateam hinschicken. Damals wurde das mit sehr großen Kameras erstellt und nichts online verschickt. Es war eine spannende Zeit. Einer unserer Kunden war eine große deutsche Krankenversicherung. Diese hat irgendwann ein Zahnärzte-Netzwerk gegründet. Dafür haben wir gearbeitet. Und eines Tages habe ich dann den Weg von der Agentur in das Zahnärzte-Netzwerk im Bereich Kommunikation gefunden. 8 Jahre habe ich dort Zahnärzte rund um das Thema Kommunikation, Patientenansprache etc. betreut.
2012 habe ich meine Mitgeschäftsführerin von Parsmedia, die liebe Hilke, kennengelernt, die mit ihrer Kommunikationsagentur ebenfalls Zahnärzte betreute. Ich habe Hilke in dieses Netzwerk geholt und später haben wir uns entschieden, das zusammen zu machen. 2015 habe ich noch einem einen Wechsel aus einem großen Unternehmen in eine kleine Agentur gewagt. Dort bin ich seit 2016 Geschäftsführer. Zu unseren Kunden zählen Zahnarztpraxen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch die ersten Nicht-Zahnärzte. Zum Beispiel Steuerberater, aber auch Gynäkologinnen und Orthopäden, also solche aus dem medizinischen Bereich, der mir als Sportwissenschaftler und ehemaliger Personal Trainer gut liegt. Das Thema Gesundheit und Sport war mir immer wichtig. So fand ich den Weg zu den Zahnärzten.
Daniela: Also halten wir fest: Der medizinische Bereich hat Kommunikation, auch Außenkommunikation, für sich entdeckt. Nicht nur mit Flyern, sondern vor allen Dingen die Online-Kommunikation. Du pflegst ja auch zwei Blogs, einmal für Parsmedia, dein Unternehmen, und für Information Mundgesundheit. Erzähl kurz, was es mit diesen beiden Blogs auf sich hat und wie du das mit deinen Kunden verbindest.
Klaus: Beide Blogs habe ich schon relativ lange. Allerdings waren sie nie als das geplant, was sie jetzt sind.
Daniela: So ist es meistens, Blogs entwickeln sich weiter.
Klaus: Ja. Den heutigen Praxis-Marketing-Blog, so heißt unser Parsmedia-Blog, der auf unserer Website eingebunden ist, habe ich ursprünglich als „Zahnblog minus Zwischenraum“ gestartet. Ich fand das damals witzig und wollte über Patiententhemen schreiben. Als ich zu Parsmedia gewechselt bin, hab ihn geswitcht. Das Praxis-Marketing-Blog ist – wie der Name vermuten lässt – ein Blog, auf dem ich B2B-Kommunikation betreibe. Dort schreibe ich für meine Zielgruppe, die Zahnärzte, über Themen, von denen wir glauben, dass sie aktuell die Zahnärzte interessieren. Zum Beispiel rund ums Google Ranking, die Website-Gestaltung, aber auch die Ansprache potenzieller Mitarbeiter, also wie finde ich Personal im Internet. Das ist ein aktuelles Thema, das wir verbloggt haben. Damit bin ich auch als Referent unterwegs.
Daniela: Das ist brandaktuell. Stichwort Fachkräfte. Das zieht sich durch sämtliche Branchen. Ich habe eine gute Freundin, die zusammen mit ihrer Mutter eine Zahnarztpraxis in Potsdam betriebt. Von ihr weiß ich, dass die händeringend auf der Suche sind. Sie sagt auch, wie schwer es, gutes Personal zu finden.
Klaus: Das ist der einePunkt. Ein anderer ist, dass sich Zahnärzte, um beim Bespiel zu bleiben, bei potenziellen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bewerben müssen. Die kommen nicht mehr von allein. Eine heutige Auszubildende der Generation Z hat bestimmte Vorstellungen. Sie hat keine Lust, am Samstag zu arbeiten und viele Überstunden zu machen. Also muss ich denen sagen, dass das bei mir nicht der Fall ist. Das ist Kommunikation. Und wo erreiche ich junge Leute in dem Alter? Eher auf Instagram als auf Facebook. Sie sollten wissen, welche Informationen und welches Thema Sie an welche Zielgruppe auf welchem Kanal ausspielen.
Das Blog Information Mundgesundheit ist ein klassisches Blog, das sich an Patienten richtet. Dort schreiben wir einmal die Woche, manchmal auch zweimal über aktuelle Patiententhemen. Vieles ist Evergreen-Content, manchmal sind aber auch sehr aktuelle Themen dabei. Es gibt viele Anlässe – vom Tag des Kusses bis zum Welt-Diabetes-Tag – an denen Zahnärzte gute Themen kommunizieren können. Beides verbinde ich mit meinen Kunden dahingehend, dass wir Themen aus unserem Blog nehmen, um deren Facebook-Seite zu füllen, wenn sie selber gerade keine Themen haben.
Daniela: Wie macht ihr euren Kunden verständlich, dass sie sich in den Social Media platzieren müssen? Auch sie werden sagen, dass sie dazu im normalen Alltag keine Zeit haben. Nicht jeder Mitarbeiter ist darin geschult. Gut, sie haben euch, aber das ist auch eine Budgetfrage. Wie arbeitet ihr mit denen?
Klaus: Sehr unterschiedlich. Es gibt, wie bei deiner Zielgruppe auch, eine breite Range. Von „Hey, wir haben das verstanden, wir müssen was tun, aber wir können es nicht selber machen, helft uns bitte.“ bis hin zu „Okay, hier ist ein festes Budget pro Monat, guckt, was ihr dafür tun könnt.“ Es besteht ein Unterschied, ob wir Praxis News oder Blogs für unsere Kunden bedienen oder Social Media. Für die Blogs schreiben wir redaktionelle Artikel und stimmen sie im Vorfeld ab, das ist relativ einfach. Anders ist es in den sozialen Netzwerken. Themen und Stories für Facebook und Instagram müssen aus den Praxen kommen. Die können wir als externe Agentur nicht reinstellen.
Daniela: Das sehe ich genauso.
Klaus: Am Ende ist es tatsächlich eine Budgetfrage. Budget im Sinne von Zeit und Personal, aber natürlich auch finanziell. Wenn wir Praxen unterstützen, müssen sie natürlich dafür bezahlen. Mir ist es am Ende deutlich lieber, die Praxis macht viel selber und am Ende kommen gute Ergebnisse dabei herum.
Daniela: Kannst du eine Praxis nennen, bei der es lohnt in die Stories zu schauen? Also ein Best-Practice-Beispiel.
Klaus: Im Moment nicht.
Daniela: Tatsächlich? Ist das immer noch ein personelles Problem?
Klaus: Definitiv.
Daniela: Oder tun sie sich schwer mit dem Thema Social Media?
Klaus: Beides. Es gibt sicherlich ein paar gute Beispiele auf Instagram. Zwar sind das nicht unsere Kunden, aber ich folge natürlich sehr vielen Zahnarztpraxen im Netz. Es sind immer noch sehr, sehr wenige, die das gut machen. Im Moment sehe ich überwiegend Stories, die ich mir gar nicht weiter ankucken möchte.
Daniela: Na, das haben wir doch alle.
Klaus: Ja, haben wir, auch in meinen eigenen Stories. Wo ich mir denke, ja schön, dass die Daniela durchs Ruhrgebiet läuft …
Daniela: … oder den Hund zeigt.
Klaus: Genau. Wir gucken uns das gerne an, das ist alles normal. Ich kann nur keine Stories mehr mit einem Snapchat-Filter und Mausezähnen sehen. Da ist noch viel Potenzial. Im Moment drängen Zahnarztpraxen gerade auf Instagram. Das ist ja auch cool und in Ordnung. In dem Moment, wo ich ästhetische Sachen zeigen kann, bin ich als Zahnarztpraxis dort bestens aufgehoben. Aber ich sollte mir auch ankucken, wer die Zielgruppe ist und was die Leute da sehen möchten. Ich persönlich möchte keine faulen Zähne sehen. Ich möchte keine Vorher-Nachher-Bilder sehen. Es ist ein ästhetisches Thema, Instagram zu bespielen. Da sind viele noch am Anfang.
Daniela: Gerade Zähne sind ein ästhetisches Thema. Ganz wichtig.
Klaus: Ja. Und letztendlich ist es so in der gesamten Kommunikation. Ich versuche meinen Zahnärzten schon im ersten Strategiemeeting zu erklären, dass sie den Menschen nicht zeigen sollen, wie geil sie sind und wie toll sie das alles machen, sondern das Ergebnis und den Nutzen. Zeig ihnen, was sie am Ende davon haben, dass sie bei dir sind. Das muss sich durch die ganze Kommunikation ziehen. Ob du 17 Jahre studiert und 25 Kurse belegt hast, interessiert kaum einen Patienten. Wenn deine Jameda-Bewertungen schlecht und deine Inhalte nicht zu verstehen sind, kommt irgendwann keiner mehr zu dir.
Daniela: Das ist richtig. Für mich ist aus Patientensicht immer wichtig, wie ich nicht nur empfangen werde, sondern wie man mich behandelt. Mich stört es, wenn ich merke, dass da jemand ist, der nicht auf meine Bedürfnisse eingeht und nicht merkt, wenn ein Patient Angst hat – es gibt ja auch Angstpatienten. Keiner geht gern zum Zahnarzt. Ich finde, Zahn- und Ohrenschmerzen sind die miesesten Schmerzen, die man haben kann. Da fummelt dir einer im Mund herum. Und dann dieses Bohren.
Es gibt ja Menschen, die sagen, dass Bohren nicht wehtut. Ich finde, das tut immens weh. Da brauchst du jemanden, der sich bemüht dir wirklich zu erklären, was er tut, eine Zahnarzthelferin, die mit dir spricht und erklärt, was sie da tut. Ich hatte letztes Jahr eine großartige Zahnreinigung. Die Zahnarzthelferin hat mir genau geklärt, was sie macht und was der Effekt ist. Am Ende bin ich begeistert gegangen. Ich wurde nicht nur stumpf behandelt und angeschwiegen, sondern in dem Prozess mitgenommen. Abgesehen davon, dass es meine Freundin ist, empfehle ich die Praxis von ihr einfach weiter.
Klaus: Das, was du beschreibst, ist das Kernthema. Wir reden hier über Kommunikation. Ich versuche dem Zahnarzt immer eins sofort zu erklären: Vertrauen kommt von Verstehen. Wenn du nicht verstanden wirst, dann wird es auch schwer sein, dass ein Patient zu dir Vertrauen fasst. Wenn er einmal da ist, dich erlebt hat und merkt, wie gut das ist, dann ist alles gut. Aber machen wir uns nichts vor: Die Online-Kommunikation ist in erster Linie dazu da, Patienten anzusprechen, die noch nicht in der Praxis waren. Diejenigen sind für den Zahnarzt interessant, die die richtigen Behandlungen haben wollen und auch wissen, was Qualität ist. Natürlich brauchen wir soziale Netzwerke zur Patientenbindung. Um Menschen zu zeigen, wer sind wir.
Daniela: Ganz klassisch.
Klaus: Es ist völlig egal, in welcher Branche dein Kunde tätig ist. Ich habe die gleichen Themen wie du mit deinen Kunden. Immer wieder versuche ich zu erklären, dass sie keine Werbung für sich machen sollten. Für ein Advertorial in der Zeitung gilt dasselbe. Lass uns da lieber ein schönes Interview machen, das Mehrwert für den Leser beinhaltet. Wir müssen nicht tausendmal sagen, wo deine Adresse ist und wie deine Telefonnummer lautet. Das sind die kleinen Bausteine, die ich bereits in den ersten Gesprächen, im ersten Strategiemeeting dem Zahnarzt und dem Team klar mache. In der Regel gelingt das auch ganz gut.
Daniela: Lass uns mal auf die beiden Blogs zurückkommen, die du hast. Die bedeuten ja nicht nur Arbeit, sondern du möchtest ja auch einen Return of Invest haben. Für mich ist mein Blog ein Marketing-Medium und meine Visitenkarte nach außen. Was hast du festgestellt, was hat sich bei dir durch deine Blogs verändert? Die Kundenresonanz? Gab es mehr Kunden? Wie ist deine Wahrnehmung?
Klaus: Eine hervorragende Frage, aber auch sehr schwierig zu beantworten. Unseren eigenen Blog, den Praxis Marketing Blog, vernachlässige ich am meisten.
Daniela: Das bleibt nicht aus.
Klaus: Ich stelle immer wieder fest, wenn ich über Themen schreibe, die am Puls der Zeit sind, dass darauf Resonanz folgt. Letztens habe ich neben dem Personalthema über Google My Business geschrieben, da kommt viel Resonanz kommt, gerade in Facebook-Gruppen.
Daniela: Du bist also aktiv in Facebook-Gruppen mit deinen Themen?
Klaus: Ja, aber eigentlich mehr in meiner eigenen Gruppe. Die heißt Praxis Marketing at Kommunikation und ist eine Gruppe, in der diverse Zahnärzte sind. Ich unterlasse es, meine Blogthemen wahllos in all diesen Gruppen zu spielen. Das beinhaltet nicht immer Mehrwert für die Leser.
Daniela: Du hast also eine eigene Facebook-Gruppe und dort sind Ärzte, die sich miteinander austauschen. Auch zum Thema Kommunikation oder was sind da die Themen?
Klaus: Ich habe eine klare Erkenntnis gewonnen: Meine Zielgruppe ist eher zuschauend und konsumiert. Wenn gelegentlich etwas kommentiert wird, sind es meistens dieselben und auch nicht immer Zahnärzte. Sobald wir uns außerhalb der fachlichen Themen bewegen, wird relativ wenig diskutiert.
Eines Tages habe ich die Gruppe ins Leben gerufen und gesagt, wer da Lust hat, möge gerne mit reinkommen. Nicht nur meine Kunden. Es sind auch ein paar Wettbewerber von uns drin. Ich bin da komplett offen und sehr schmerzfrei. Mir ist es lieber, Zahnärzte werden von ein paar wenigen hervorragenden Agenturen bedient als von vielen, die es nicht draufhaben. Die Facebook-Gruppe ist kein Medium, das ich sehr aktiv bespiele. Ich stelle da meine Themen rein und wenn eine Frage kommt, wird die auch beantwortet.
Daniela: Also das ist eine Gruppe für deine Kunden und für alle, die sich für das Thema interessieren. Geht es da nur um das Thema Social Media oder auch um andere Sachen?
Klaus: Es geht generell um Kommunikation, zum Beispiel zur Patientenansprache. Es werden Fragen aktuell viele Fragen zum Jameda-Urteil gestellt. Alles, was wir für unsere Kunden in den Bereichen Online-Kommunikation und Marketing machen, kann natürlich Thema sein. Aktuell dominiert das Thema Personal.
Daniela: Es wird heute online diskutiert. Das ist ja schon ein wichtiger Punkt. Wo haben sich sonst Ärzte aufgehalten? Wahrscheinlich sind sie zu Konferenzen und Co. gegangen.
Klaus: Ja genau. Wie heute auch, immer noch.
Daniela: Die klassischen Bereiche sind also immer noch da, aber verlegt sich der Shift auch Richtung online. Und es wird Facebook genutzt, um sich auszutauschen. Selbst Branchen, bei denen ich es gefühlsmäßig eher schwieriger fand, online mit ihnen zu kommunizieren, nutzen diesen Weg. Und du bietest dafür eine Plattform.
Klaus: Das ist interessant im Bereich der Personalfindung, der Personalansprache oder für Themen aus dem anderen Blog Information Mundgesundheit. Es gibt fünf oder sechs große Gruppen, in denen sich Angestellte, Zahnarzthelferinnen, Assistentinnen und Dentalhygienikerinnen treffen. Teilweise haben diese über 20.000 Mitglieder. Darüber generiere ich organische Reichweite.
Daniela: Das passt dann auch. Du spielst die Themen, die für sie relevant sind.
Klaus: Im Parsmedia Blog eher selten. Aber Themen unserer Facebook-Seite münze ich manchmal bewusst so, dass sie das Team in der Zahnarztpraxis interessieren. Unsere Facebook-Seite hat etwa 900 Follower. Organische Reichweite hole ich da um das 10-Fache, wenn ich die Artikel in diese Gruppen stelle. Das Blog Information Mundgesundheit ist wieder was anderes. Da habe ich mit fast jedem Post auf unserer Facebook-Seite 100 Prozent organische Reichweite.
Daniela: Das ist natürlich eine Hausnummer. Nochmal zurück zur Ursprungsfrage: Hast du, seit du deine Blogs betreibst, Veränderungen festgestellt? Gab es mehr -Kundenanfragen oder Sichtbarkeit nach außen? Oder sagst du, deine Zielgruppe ist in einer so kleinen Nische, das merkt man nicht? Sind die vielleicht gar nicht so internetaffin?
Klaus: Das ist sehr unterschiedlich. Im Moment hält es sich die Waage. Wenn wir Anfragen bekommen, frage ich manchmal nach, was der ursprüngliche Trigger war, um sich bei uns zu melden. Einige geben an, Fachartikel von mir gelesen zu haben, die ich zu spezifischen Themen geschrieben habe. Heute haben sich zwei Kunden gemeldet, die den Artikel zum Thema Video-Einsatz in der Zahnarztpraxis gelesen haben.
Daniela: Auf deinem Blog oder in anderen Medien?
Klaus: In einem Fachmedium.
Daniela: Also klassisch Print.
Klaus: Genau. Ich werde angefragt und schreibe für diverse Fachmedien in der Dentalwelt. Ab und zu werde ich darauf angesprochen. In letzter Zeit ist verstärkt unsere Website das Thema. Wir haben ein bisschen daran geschraubt, unter anderem um unser Google Ranking, unsere Sichtbarkeit und unsere Reichweite zu verbessern. Da spüre ich mittlerweile Resonanz. Ich glaube aber, dass das mit dem Gesamtthema zu tun hat. Generell habe ic in den letzten sechs bis zehn Monaten versucht, unsere Online-Sichtbarkeit und unsere Themen, die Instagram Stories, Facebook und das alles nach vorne zu bringen.
Wir arbeiten seit längerem mit den ersten Facebook Ads zu bestimmten Themen. Es reicht heute nicht mehr, eine Website zu haben, wo du mit zwei Suchbegriffen rankst. Es geht um das Gesamtthema im Netz. Überall, wo du einen Touchpoint hast, wo ein potenzieller Patient, Partner oder Mitarbeiter dich sieht, musst du gut und authentisch aufgestellt sein. Das ist auch das was ich bei Parsmedia versuche. Deshalb kann ich nicht gezielt sagen, ob einzelne Anfragen von Kunden jetzt genau darauf zurückführen sind. Was ich immer häufiger höre, wenn Menschen uns im Netz gefunden haben, dass wir ganz gut zu vermitteln scheinen, dass wir Webseiten bauen können. Und auch, dass wir das Thema Online-Marketing verstanden haben und auch Online-Marketing für Zahnärzte machen.
Daniela: Ich finde das wirklich interessant, dass es häufig crossmediale Gründe gibt. Das heißt, du musst Fachartikel produzieren, weil Print in diesen Branchen immer noch funktioniert. Ich würde behaupten, dass das auch bei Anwälten und Steuerberatern funktioniert. Gleichzeitig musst du online unterwegs sein, weil gekuckt wird, wer du bist und was du machst.. Das bedeutet, dass du die Leute an verschiedenen Punkten abholen musst, weil das eine nicht ohne das andere funktioniert. Das ist sicher im Bereich soziale Träger auch so. Es gibt Branchen, die kannst du nicht nur online bedienen.
Klaus: Das ist die Aufgabe, die meine Praxen erfüllen müssen. Ich betreue Zahnarztpraxen in kleinen Dörfern und auch in Weltstädten. Natürlich fragt Kommunikation immer das gleiche: Für wen? Zu welchem Zweck? In welcher Region? Es gibt Regionen, in denen du um vernünftiges Print-Marketing nicht herumkommst. Allerdings funktioniert das auch in Berlin perfekt. Dort hast du deinen Kiez und ein Medium, das die Menschen lesen.
Daniela: Du beschreibst die klassische, strategische Arbeit: Wo sind meine Kunden? Wo halten sie sich auf? Was brauchen? Was muss ich nutzen?
Klaus: Im Grunde genommen muss jede Online-Agentur in der Lage sein, dem Kunden sagen zu können, welche Themen er bedienen muss.
Daniela: Vor allen Dingen, welche andere Medien er bespielen muss.
Klaus: Oder die gleichen Themen crossmedial zu spielen. Da sind wir natürlich wieder bei der Budgetfrage, weil du die Themen anders aufbereiten musst. Wer macht das? Wer kann das? Da bin ich sehr schmerzfrei, auch den Kunden gegenüber. Ich sag immer: Wenn ihr euch als Zahnarzt, als Unternehmer positionieren wollt, dann habt ihr bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Und dafür muss ein bestimmtes Budget vorhanden sein. Es kann nicht sein, dass ich mir für tausende von Euro die teuersten Geräte für die Zahnarztpraxis anschaffe und dann keinen Cent übrig habe, um den Patienten zu erklären, warum sie dieses Gerät nutzen sollen.
Daniela: Da heißt es dann wieder: Das bisschen Text , das wird doch einfach nur auf Facebook gepostet,. Wir hatten letztens auf Twitter eine nette Diskussion. Da sagte jemand, 35 Euro für Social Media seien zu teuer. Dass sich der Dienstleister damit auseinandersetzt, welche Inhalte veröffentlicht werden, in welchem Wording, damit das auf meinen Kunden einzahlt, spielt keine Rolle. Dann geht der Text vielleicht noch ins Lektorat. Das ist Arbeit.
Ich finde es interessant, dass du ganz klar nach vorne gehst und sagst: Leute, wenn ihr nicht kommunizieren könnt, wofür ihr steht, dann wird es schwierig. Du hast im Vorfeld erzählt, dass Münster eine unfassbare Zahnarztdichte hat. Ich dachte immer, Münster stünde für Bäckereien und Apotheken. Wer da nicht genau sagen kann, warum du als Kunde oder Patient zu ihm kommen solltest, bekommt Schwierigkeiten. Die Website und das Blog, sollten eindeutig sein. Neben Empfehlungen.
Klaus: Frag heute mal einen Zahnarzt, wie er an Patienten kommt. 45 von 50 werden dir sagen, dass das durch Empfehlungsmarketing geschieht. Das ist auch richtig. Nur leben wir heute in einer anderen Zeit. Vor 20 Jahren habe ich eine Empfehlung bekommen und habe ich mir etwas gekauft, weil ich dieser Empfehlung vertraut habe. Heute mache ich das nicht mehr. Ich gucke mir das trotz Empfehlung vorher im Netz an. Das sind die Touchpoints.
Egal wo du mit dem Zahnarzt in Berührung kommst, dort willst du die Botschaften haben. Alle Unternehmen müssen gleichermaßen den Reason Why herausstellen. Warum kommst du zu mir, lieber Patient, und gehst nicht zum Zahnarzt nebenan? Natürlich gibt es Regionen, in denen die Mutter zum Zahnarzt geht, weil die Eltern da auch schon hingegangen sind. Aber das ändert sich. Die Patienten, die dich empfehlen können, sind irgendwann tot. Und die, die nachkommen, musst du anders abholen. Wer sich heute Internetseiten von Zahnärzten – sofern überhaupt eine da ist, das gibt es noch – anschaut; der findet durchaus schöne, coole Beispiele. Man wird immer mehr auf Zahnarztwebseiten treffen, bei denen sichtbar ist, dass eine strategische Kommunikation dahintersteht.
Da hat eine Agentur mitgearbeitet, die weiß, worauf es ankommt. Und ich lese nicht wieder die ewig gleichen Sätze vom gesamten Spektrum der modernen Zahnmedizin. Entschuldige, aber wenn mir ein Zahnarzt sagt, sein herausragendes Kriterium sei, dass er Zahnmedizin anbietet, dann muss ich fragen, was denn sonst? Und so Buzzwords wie „wir arbeiten professionell“…
Daniela: Das erwarte ich ehrlich gesagt.
Klaus: Ja, eben! Was denn sonst? Unprofessionell? Wenn ein Restaurant mir sagt: Bei uns können Sie lecker essen, dann würde ich auch sagen, das ist aber unerwartet. Das ist ja ein USP, das hätte ich nie gedacht! Da muss ein Umdenken stattfinden. Und ich rede jetzt nicht von 60 bis 65 Jahre alten Zahnärzten. Ich rede auch von jüngeren. Dieses Umdenken findet statt, gar keine Frage. Es ist ein Rad, das sich schwer dreht und an dem man selbst immer wieder drehen muss.
Eine Praxis muss in der Lage sein, uns Ziele zu nennen, Zielgruppen zu definieren und zu sagen, womit sie Umsatz machen möchte. Alle Fachrichtungen, die darauf angewiesen sind, dass der Patient sein eigenes Geld bezahlt, stehen im Wettbewerb. Wenn fünf eine Leistung anbieten, hat der Patient die Wahl. Da gibt es viele Kriterien. Wenn der Zahnarzt clever ist, hat er schon mal ein Google-My-Business-Profil und der Patient findet sehr schnell seine Telefonnummer. Dann ist er schon mal weit vorne. Diese Kriterien gilt es herauszuarbeiten und dann vernünftig und authentisch darzustellen. Und vor allem, und das ist mir am Wichtigsten, glaubwürdig.
Daniela: Klaus, das ist ein schönes Schlusswort, authentisch und glaubwürdig zu sein. So nehme ich dich wahr und ich finde es auch schön, dass du dir das auf die Fahne geschrieben hast. Das sollten wir in die Branche kommunizieren: Seid wie ihr seid. Wenn ihr eine Meinung habt, die ihr gut argumentieren könnt, zeigt Haltung! An dieser Stelle herzlichen Dank.
Liebe Zuhörer, liebe Leser, ich hoffe, dass euch die Episode gefallen hat. Wenn ihr Interviewpartner kennt, die gut zu bloggerabc passen würden, meldet euch gerne. Ich freue mich immer über Interviewpartner zum Social Media und Bloggen. Ihr seht, es können auch mal Nischen wie Medizin und Zahnärzte sein. Schreibt mir.
Hinterlasst mir gerne einen Kommentar, wie euch die Episode gefallen hat. Tschüss und bis bald.
Ein sehr interessantes Interview. Vielen Dank dafür. Ich war ein Angstpatient und dachte alle Zahnärzte seien gleich, bis ich den richtigen Zahnarzt fand, der auf meine Ängste einging und wusste mich gut abzulenken.
Hallo Oscar,
vielen Dank für dein Feedback zu dem Interview, ich danke dir dafür! Es freut mich, dass du einem Zahnarzt gefunden hast, dem du vertraust und bei dem du dich gut aufgehoben fühlst. Ich wünsche dir alles Gute!
Viele Grüße Daniela