Netzwerken – aber mit Balance

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wir gehen Bindungen ein, kommunizieren mit anderen. Dies tun wir im privaten Umfeld und auch beruflich. Und warum?  Weil wir davon profitieren. Wir lernen von anderen und im Umgang mit ihnen. Auf diese Weise können wir uns weiterentwickeln. Und das gibt uns ein gutes Gefühl.


Dieser Gastbeitrag ist von Edda Klepp. Edda ist freie Autorin, Online-Marketerin und Lektorin für bloggerabc. Mehr über sie erfährst du in ihrer Autorenbox. Ich freue mich sehr über ihren Beitrag und wenn du noch Fragen hast, dann schreib sie einfach in die Kommentare. Edda wird dir gerne antworten.


Im beruflichen Kontext profitieren wir von vielerlei Netzwerken. Es gibt Social Media – ein Begriff, der das „Soziale“ ja schon im Namen trägt –, es gibt Internetforen oder auch Zusammenkünfte in der realen Welt, außerhalb des virtuellen Raumes. Möchte ich als Blogger zum Beispiel eine Dienstleistung verkaufen und somit meine Selbständigkeit voran bringen, so lohnt es sich, dass ich mich nach solchen Netzwerken umschaue, die mir das entsprechende Handwerkszeug mit auf den Weg geben. Und auch nach solchen, in denen ich potentielle Kunden und Kooperationspartner finden kann.

 Erfahrungsaustausch vorantreiben

Ich habe mit Barcamps oder Barsessions bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Häufig stehen dort praktische Fertigkeiten mit eben diesen sozialen Medien im Mittelpunkt der Diskussion. Aber auch Softskills wie Kundenansprache, sicheres Auftreten oder Rhetorik. Bei solchen Veranstaltungen treffe ich Leute, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen wie ich. Im Gespräch mit ihnen kann ich viele neue Kenntnisse erlangen.

Doch wo es Gleichgesinnte gibt, da ist auch rasch der Gedanke an Konkurrenz vorhanden. Was, wenn derjenige, mit dem ich gerade spreche, mit meinem Wissen meine potentiellen Kunden abgreift? Was, wenn er meine Idee zu der seinen macht? Hier ist es wichtig, die richtige Balance zwischen egoistischem Verhalten und altruistischem, also auf andere ausgerichtetem Verhalten zu finden. Gebe ich nichts, bekomme ich in der Regel auch nichts heraus. Gebe ich alles, bleibt mir am Ende möglicherweise nicht genug. Was also tun?

Ich persönlich halte nicht viel davon, sich gegenseitig vor lauter Angst die Augen auszuhacken. Das erhöht nur den Druck und macht die Konkurrenzsituation nicht besser. Gesunde Abgrenzung ist gefragt. Will sagen: Gib ruhig etwas von deinem Wissen über die Dinge weiter, aber behalte es dir vor, wen du von deinem praktischen Können profitieren lässt. Ich gebe dir ein Beispiel: Ein Text-Coach hält innerhalb eines Netzwerkes einen Vortrag über die Eigenschaften guter Texte. Für den Vortrag bekommt er in diesem Fall kein Honorar, dafür aber eine Menge Aufmerksamkeit. Natürlich könnte man jetzt meinen: Wenn ich alle Fakten aus dem Vortrag beherzige, dann brauche ich ab heute keinen Textcoach mehr.

 Professionelle Einstellung sichtbar machen

In der Praxis sieht es aber oft folgendermaßen aus: Ganz sicher wird das Auditorium von den kostenfreien Ausführungen profitieren, einige Hörer werden die Tipps sogar bei nächster Gelegenheit anwenden. In erster Linie aber haben alle den Text-Coach kennengelernt und sich von seiner professionellen Einstellung und Qualifikation überzeugt. Und das führt dazu, dass neue Aufträge generiert werden können. Der Coach hat ihnen sozusagen einen leckeren Happen vorgeworfen und Lust auf mehr gemacht. Anders verhielte es sich, wenn der Coach von vornherein einen Textauftrag unentgeltlich bearbeitet hätte und nicht nur theoretisch über etwas spräche. Dann nämlich wäre nicht nur der Appetit geweckt, sondern der Hunger längst gestillt worden.

Es gilt also immer abzuwägen. Gebe ich mehr als ich bekomme oder stimmt für mich die Balance? Letztlich muss jeder für sich selber entscheiden, wie viel er zu geben bereit ist und ob es sich für ihn lohnt. Ich persönlich bin ein offener Mensch und freue mich, wenn ich andere interessante Leute meiner Zunft und verwandter Bereiche treffen kann. Natürlich darf ich mich selbst dabei nicht aus den Augen verlieren. Aber solange für mich persönlich die Situation ausgewogen ist, mache ich mir darüber überhaupt keine Sorgen, sondern netzwerke fröhlich weiter.

Bild: Locks Of Love Colorful Close-up by Viktor Hanacek


Edda-Klepp_ng-fotografie-f_klein-KopieEdda Klepp ist freie Journalistin, Autorin und Fachwirtin Online Marketing. Sie lektoriert viele der Texte auf bloggerabc. Schreiben ist ihre Leidenschaft. Und so verfasst sie „Töfte Texte“ für Kulturschaffende, Institutionen, Unternehmen, private Webseiten und Blogs.

Kommentare
(8)

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  2. Georg

    Guten Abend!
    Ich bin bereits in einem Alter, in dem man noch ohne die Social Media-Plattformen aufgewachsen ist. Früher ging es ganz gut ohne. Heute macht das Web natürlich alles viel leichter.

    Dennoch möchte ich meinen „Senf“ zum „Abwägen, ob es sich lohnt“ abgeben. Sicherlich sollte man seine eigenen Grenzen kennen. Es gibt schließlich mehr als genug Nutznießer da draußen. Das sollte aber nicht dazu führen, sich immerzu zu fragen, ob eine Sache lohnenswert ist.
    Der Erfolg kommt von ganz allein, wenn man gibt. Man selbst entscheidet, was und wie viel man von etwas gibt. Doch wer es einfach aus der Freude heraus tut – ganz ohne Hintergedanken – zu dem kommt es zurück.
    Hört sich sicher etwas spinnert an. Ist aber tatsächlich so.

    Schöne Grüße
    Georg

    antworten
    1. Daniela

      Hallo Georg,
      ich sehe das genau wie du und empfinde deine Meinung überhaupt nicht als „spinnert“. 🙂 Ich teile mein Wissen sehr gerne und ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich bei einem ehrlichen Interesse meines Gegenübers immer auch eine Art „Rückgabe“ entwickelt. Sei es in der Form eines netten Gesprächs oder gar einer inspirierenden Diskussion. Spätestens, wenn man selbst merkt das die Chemie nicht stimmt (früher oder später) wird man sein Verhalten überdenken oder die Hilfestellungen ganz automatisch einstellen.

      Viele Grüße
      Daniela

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    2. Edda

      Hallo Georg!

      Vielen Dank, dass du deine Gedanken mit uns teilst. Ich stimme dir zu! Und ich handhabe es in Vielem genauso. Allerdings bin ich durchaus auch schon mal krass ausgenutzt worden (wer nicht?) und wäge daher schon ab – vor allem dann, wenn es um meinen Broterwerb geht und mir nicht die entsprechende Wertschätzung entgegen gebracht wird. Das kennen wahrscheinlich viele Freelancer.
      Darüber hinaus aber teile ich dein Gefühl und es hat sich in meinem Leben oft bewahrheitet. Und: Nicht alles, was zu einem zurück kommt, ist überhaupt als materieller Wert aufzuwiegen. Ganz im Gegenteil. Wertschätzung und Freude sind und bleiben unbezahlbar!

      Liebe Grüße, Edda

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  3. Edda

    @Olga: Danke, das ist lieb. 🙂

    @Katharina: Danke, das freut mich sehr! Ich habe bisher viele gute Erfahrungen auf diese Weise machen können. „Verkauf dich nicht unter Wert“ ist das eine, „Zeige den Leuten deinen Wert“ ist eine ganz andere Kiste. Sich sichtbar zu machen schadet nicht, sofern es eben nicht in Selbstausbeutung mündet. 🙂

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  4. Olga Benner

    Ein sehr sympathischer Beitrag!

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  5. Katharina von Bloggen für schlaue Frauen

    Ein schöner Artikel – besonders gut gefällt mir das Beispiel mit dem Sprechen über die Theorie: Ist es wirklich so, dass jemand, der einen Vortrag über die Eigenschaften guter Texte hört, anschließend in der Lage ist selbst gute Texte zu schreiben? In den allermeisten Fällen sicherlich nicht. Von daher danke an dich, Edda, denn auch ich stelle mir häufig die Frage „Wie weit kann ich gehen, ohne mich selbst als Beraterin entbehrlich zu machen“ und du hast mir vor Augen geführt, dass das eigentlich die falsche Fragestellung ist 🙂 Viele Grüße, Katharina

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