Hohe Sichtbarkeit, (potenziell) enorme Reichweite, eine eigene Personen-Marke, eine aktive Community, ein klares Profil, Feedback zu den eigenen Ideen und und und. Ein eigenes Blog bietet viele Vorteile. Doch die fallen nicht vom Himmel, sondern sind das Ergebnis konsequenter Arbeit und des Einsatzes von Zeit und Energie. Und genau da beginnt für zahlreiche Menschen das Problem.
Immer wieder höre ich Sätze wie: „Ich würde ja gerne bloggen, aber dafür habe ich einfach keine Zeit“ oder „Ein eigenes Blog muss ich langfristig pflegen, das will ich nicht“. Es wäre einfach, auf solche Aussagen mit Achselzucken zu reagieren und zu sagen: „Wer die Arbeit nicht investieren will, kann halt auch die Vorteile nicht ernten.“ Leicht – und falsch.
Denn es gibt Alternativen, Plattformen, die das Bloggen für Nicht-Blogger, Menschen, die sich die Mechanismen eine Blogs zunutze machen wollen, ohne ein eigenes Blog zu pflegen, ermöglichen. Der für mich sehr passende Begriff der Nicht-Blogger stammt übrigens von Kollege Lars Hahn. Die drei wichtigsten stelle ich Dir heute vor.
Alternativen zum eigenen Blog: Die Plattformen
Vorweg sei gesagt: Hosting-Angebote wie blogger.com, wordpress.com oder Tumblr nehme ich bewusst nicht in den Artikel auf. Einerseits sind sie im Grunde eben doch Blogs – nur nicht selbst-gehostet -, andererseits erfordern auch sie meist ein langfristiges Engagement. Sie sind aus meiner Sicht der Zwischenschritt zwischen den heute vorgestellten Plattformen und einem selbst-gehosteten Blog mit eigener Domain.
Heute konzentriere ich mich auf drei Plattformen, die das Bloggen für Nicht-Blogger ermöglichen:
- Medium.com – Eine Plattform, die mit dem klaren Ziel angetreten ist, Nicht-Bloggern eine Heimat und eine Alternative zum eigenen Blog zu bieten.
- LinkedIn – Seit kurzem hat LinkedIn seine neue Blogfunktion auch in Deutschland freigeschaltet. Sie kann sich durchaus lohnen.
- Facebook – Auch Facebook ist vor kurzem mit den erweiterten Notizen zu einer Plattform für Nicht-Blogger geworden. Bisher ist diese Funktion nur für ausgewählte Nutzer zugänglich.
Medium.com: Elegant, einfach und reichweitenstark
Medium.com macht aus zwei Gründen den Anfang: Erstens ist es die Plattform, die am nächsten an einem eigenen Blog dran ist. Zweitens mag ich Medium.com einfach. Wenn du ernsthaft mit dem Gedanken an ein eigenes Blog spielst oder Artikel schreiben willst, bist du hier genau richtig.
Medium.com macht dir das Schreiben einfach. Die Formatierung geht leicht von der Hand. Bilder, Videos und Links lassen sich problemlos einbauen. Medium selbst beschreibt die Möglichkeiten in einem Artikel auf Medium. Auf meinem Profil wirst du sehen, dass ich bisher nur vier Artikel dort veröffentlich habe. Es sind Artikel, die nicht 100-prozentig in meine Blogs passen. Genau dafür nutze ich Medium.com. Hätte ich kein eigenes Blog, würden dort deutlich mehr Texte von mir erscheinen. Inzwischen gibt es auch eine gute mobile App, mit der du unterwegs bloggen kannst.
Medium.com ist in Deutschland vor allem dank Klaus Eck groß und bekannt geworden. Es zieht zwar nicht scharenweise deutsche Nutzer an, doch dort tummeln sich zahlreiche Influencer und reichweitenstarke Early Adopter, also Menschen, die bei allen neuen Entwicklungen an vorderster Front dabei sind und jeden Trend ausprobieren. Daher kann es dir mit einem guten Beitrag, gepusht von einem der dortigen Influencer, durchaus gelingen, enorme Reichweite zu erzielen.
LinkedIn: Bloggen im Business Kontext
LinkedIn hat mit Pulse vor kurzem seine Blog-Funktion auch für Deutschland freigeschaltet. Dazu hat sich das Netzwerk einige prominente Beta-Tester eingeladen, unter anderem haben dort schon Jochen Mai und Kerstin Hoffmann Beiträge veröffentlicht. Das Verfassen von Beiträgen ist einfach – ich habe testweise einen Entwurf erstellt, jedoch noch keinen Beitrag veröffentlicht – und bleibt nur minimal hinter Medium.com zurück.
Google dürfte sowohl Medium.com- als auch LinkedIn-Beiträge erkennen und in Suchergebnisse einbeziehen. In dieser Hinsicht geben sich beide Plattformen nichts. Der Vorteil von LinkedIn liegt in seiner klaren Business-Ausrichtung. Wenn du gezielt für deine Jobsuche bloggen oder deine professionelle Reputation ausbauen willst, kann das Bloggen auf LinkedIn für dich genau richtig sein.
Denke aber bitte daran: Positiv wirksam wird das Ganze nur, wenn dein LinkedIn-Profil gepflegt und vollständig ausgefüllt ist und du auch sonst auf LinkedIn aktiv bist oder wirst. Dort nur zu bloggen, funktioniert nicht. LinkedIn ist ein soziales Netzwerk, in dem du dann auch aktiv und ein Teil der Community sein solltest.
Facebook: Notizen in Langform
Still und heimlich hat Facebook vor kurzem seine Notizfunktion überarbeitet. Die mit der neuen Funktion möglichen Beiträge – oben im Screenshot von Mobilegeeks zu sehen – erinnern nicht nur mich stark an Medium.com. Aktuell sind die neuen Notizen nur für wenige ausgesuchte Nutzer zugänglich und befinden sich noch im Teststadium. Das zeigt auch die Tatsache, dass Facebook sie bisher nicht offiziell angekündigt hat.
Dennoch dürfte diese neue Notizfunktion in absehbarer Zeit für alle Nutzer verfügbar sein. Wenn das der Fall ist, könnte es sich hier um eine echte Alternative für Nicht-Blogger handeln. Wer auf Facebook bereits gut vernetzt ist, könnte die bestehende Reichweite dann eins zu eins für seine Artikel nutzen. Eine verlockende Aussicht.
Bloggen für Nicht-Blogger: Nicht ganz ohne Risiken
Alle drei beschriebenen Alternativen zum eigenen Blog haben sich in meinem eigenen Einsatz und in der Nutzung durch meine Coachees bewährt und als sehr benutzerfreundlich erwiesen. Sie bieten dir, wenn du zwar bloggen, jedoch kein eigenes Blog pflegen willst, richtig gute Publikationsmöglichkeiten.
Bei aller Euphorie bitte ich dich jedoch, auch die Risiken dieser Alternativen zu bedenken. Dein Content liegt auf den Servern eines Netzwerkanbieters und bei einer Plattform, deren Zukunft du nicht vorhersehen kannst. Es kann durchaus sein, dass die Anbieter irgendwann entscheiden, die Plattform einzustellen oder die Funktion abzuschalten. Xing hat das beispielsweise mit seiner Blog-Funktion so gemacht, die der von LinkedIn heute sehr ähnlich war.
Dann sind deine Inhalte weg oder lassen sich nur sehr eingeschränkt sichern. Wenn du dauerhaft mehr Kontrolle über deinen Content willst, führt langfristig an einem eigenen Blog kein Weg vorbei.
Wenn du jedoch einfach nur schreiben und damit Sichtbarkeit, Reichweite und Reputation aufbauen willst, sind diese Plattformen für dich genau richtig. Wenn du dann noch die Grundsätze für gute Blogartikel beherzigst, steht einem erfolgreichen Start nichts mehr im Weg.
Christian arbeitet als Kommunikationsberater mit KMU und sozialen Einrichtungen, er ist unter sozial-pr im Web unterwegs. Christian entwickelt Kommunikationsstrategien, berät und unterstützt beim Aufbau von Blogs, hält Workshops und Vorträge rund um Kommunikationsstrategie und Personal Branding.
Ergänzend ist er als Trainer und Coach im Mobile Video Bereich – der Videoproduktion mit Smartphones und Tablets – aktiv. Hier unterstützt er Social Media Teams, Freelancer, KMU und Journalisten bei der Konzeption und Produktion ihrer Videos und entwickelt Video-Formate.
Hallo,
sehr schöner Artikel, der mir jedoch meine Entscheidung noch nicht leichter gemacht hat. Ich würde gerne ein kleines Projekt starten und immer wieder mal über Fortschritte berichten. Darin sollen nach Möglichkeit auch Links zu Produkten enthalten sein, die man idealerweise dort kaufen kann.
Das Ganz soll neben meinem Onlineshop laufen und eine gewisse Reputation aufbauen. Ein eigener Blog ist mir da aber eigentlich zu aufwendig, da ich dann dort auch noch SEO betreiben müsste.
Wäre da eines der genannten Portale besser geeignet, um Reichweite zu erzeugen? Auf Facebook ist die für mich auch noch nicht so groß.
Gruß
Michael
Hallo Michael,
vielen Dank für dein Feedback! Eine gute Alternative für ein Blog ist Medium. Da ist schon alles für dich vorbereitet und es rankt gut auf Google. Zudem ist das Design sehr elegant und schlicht. Vielleicht ist das ein Weg für dich.
Viele Grüße
Daniela
Ich betreibe seit 2011 hier einen Blog über einen Server von Strato. Wie anfällig man bei Fremdanbietern ist, habe ich selber erfahren müssen. Die Tageszeitung WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung) hat auch so ein Communityportal mit Derwesten.de gehabt. Dort konnte man auch bloggen. Nur irgendwann haben die die Entscheidung getroffen, die Community zu schließen und somit waren dann meine Blogs verschwunden.
Daher ist etwas eigenes aufzusetzen, auch wenn es etwas Mühe kostet, immer das bessere, aus meiner Sicht.
Hallo Sven,
ich bin völlig bei dir, wenn es darum geht sich unabhängig von anderen Plattformen zu machen. Nur manchmal ist es nicht immer möglich, wenn man evtl. auf zu viel verzichten muss. Ein Beispiel wäre Facebook. Die Nutzung dort ist verbunden mit der Abgabe von Daten, die das Unternehmen verwendet. Ich kann FB meiden aber dann kann ich a) einen Teil meines Jobs nicht mehr machen und b) bin auch von allen sonstigen Vorteilen, die ich für mich erkannt habe, getrennt. Ich glaube, eine gute Abwägung macht in allen Situationen Sinn.
Viele Grüße
Daniela
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Danke für die Tipps. Ich interessiere mich für Bloggen. Das macht mir viel Spaß. Ich habe meinen Blog vor kurzem mit WordPress und mit den Themen http://www.templatemonster.com/de/type/wordpress-themen/ erstellt. Meine Posts sind über Lifestyle und Mode. Mein Ziel ist jetzt, mehr Leser zu gewinnen. Dafür brauche ich interessante Inhalte.
Hallo Mila,
ich freuen mich, dass dir der Artikel weitergeholfen hat und wünsche dir viel Erfolg mit deinem Blog! 🙂
Viele Grüße
Daniela
Pingback: Medium.com: Personal Branding und Reichweite - auch für Blogger
Käme ich zufällig – unbedarft – auf die beiden erstgenannten Plattformen, käme ich da nicht zurecht. Ich hab nicht das Gefühl direkt erkennen zu können, was mir da angeboten wird. Mit ein wenig Internetaffinität mag es besser sein. Aber grundsätzlich bin ich gerne Herr und Hüter meiner Daten.
Hallo Hans,
das kann ich verstehen, geht mir ähnlich. Dennoch kann gerade Medium eine sehr angenehme Plattform sein, die ich definitiv intensiver nutzen werde.
Gruß,
Christian
Hi Christian,
mir war Medium zwar bekannt, aber ich habe nie so ganz verstanden, was das denn eigentlich ist und wie es funktioniert. Also danke für deine knackige Einleitung! 🙂 Du hast mich auch gleich auf die Idee gebracht, wie ich mit Themen umgehen kann, die nicht so ganz meinen Blog entsprechen.
Ich bin gespannt, wann die erweiterten Notizen bei Facebook für alle freigeschaltet ist. Sie bieten enormes Potenzial.
Danke also für diesen tollen Beitrag!
Liebe Grüße
Hallo Anna,
die erweiterten Notizen sind inzwischen offiziell angekündigt und werden nach und nach freigeschaltet. Gerade für Corporate Blogs sehe ich da viel Potenzial für die Verbreitung eigener Beiträge.
Gruß,
Christian
Danke! Genau nach solchen Lösungen habe ich gesucht.
Hallo Stephanie,
das freut mich sehr! 🙂
Viele Grüße
Daniela
Gerne. Wirst du sie nutzen, Stephanie?
Hallo Christian, Medium und Co. habe ich mir mal aus der Ferne angesehen und kann damit überhaupt nicht warm werden.
Ich bevorzuge da eher die klassische Variante und wie Du so schön sagst: Verschwinden die Alternativen eines Tages wieder, sind auch sämtliche Beiträge weg.
LG Tina
Hallo Tina,
als Blogersatz würde ich diese Plattformen nicht sehen. Als Ergänzung finde ich gerade Medium und LinkedIn sehr interessant.
Gruß,
Christian