Mitarbeiter-Blog der Westfalen Gruppe: Mit Vertrauen zum Erfolg

Mitarbeiter der Westfalen Ag sind im oberen Bereich des Bildes zu sehen. Eine Frau und drei Männer beugen sich leicht über etwas. Darunter ist ein Geschenkband mit einer kurzen Überschrift.

Corporate Blogs werden abwechselnd totgesagt und gefeiert. Unternehmen wie Tchibo, DaimlerDATEVLVQ oder der Fachbetrieb von Ludger Freese betreiben seit Jahren aktiv und erfolgreich ihre Unternehmensblogs. Aber wie sieht es mit kleinen und mittelständischen Unternehmen aus? Wie können Unternehmen ein Blog gestalten, wenn beispielsweise personelle Ressourcen fehlen oder begrenzt sind? Bieten Blogs wirklich all die Vorteile, die immer wieder aufgezählt werden? 

Diese und andere Fragen will ich in meiner neuen Interviewreihe „Mit Machern von Corporate Blogs im Gespräch“ beantworten und Umsetzungsideen liefern. Dafür spreche ich mit verschiedenen Verantwortlichen von Unternehmensblogs, um zu erfahren, was ihre Benefits mit dem Blog sind und welche Tipps sie geben.

Mein Interview mit Katharina Kämper von der Westfalen Gruppe ist der erste Artikel in dieser Reihe. Darüber freue ich mich sehr!

Katharina Kämper, Mitarbeiterin Kommunikationsabteilung Westfalen AG, Münster
Katharina Kämper

Wer ist die Westfalen Gruppe? Die Westfalen Gruppe mit Sitz in Münster ist ein Technologieunternehmen der Energiewirtschaft. Die Geschäftsfelder sind Gase, Energieversorgung und Tankstellen. Mit 20 Produktions-standorten in Europa und 23 Tochter- und Beteiligungsfirmen ist das Unternehmen auch international tätig.

Was zeichnet das Blog der Westfalen Gruppe aus? Ganz einfach: Es handelt sich um ein reines Mitarbeiter-Blog. Das bedeutet, dass alle Beiträge von den Mitarbeitern konzipiert und geschrieben werden. In regelmäßigen Redaktionssitzungen – zu denen sich die Blogger einfinden – werden Themen besprochen und in einem Redaktionsplan festgelegt. Gesteuert wird die weitere Planung dann von Katharina Kämper, Ideengeberin des Blogs und Mitarbeiterin in der Unternehmenskommunikation der Westfalen Gruppe.

Liebe Katarina, vielen Dank für deine Zeit und dieses Gespräch! Bitte stell dich kurz vor. Wer bist du und was sind deine Aufgaben hier bei der Westfalen AG?

Katharina Kämper: Seit 25 Jahren bin ich im Unternehmen tätig, den Großteil davon in der Unternehmenskommunikation. Ich war zuständig für die unternehmensweiten Internetauftritte und die Realisierung der jeweiligen CMS. Inzwischen verlagert sich mein Aufgabengebiet mehr in Richtung Social Media.

Seit wann gibt es das Mitarbeiter Blog und was sind die Vorteile?

Katharina Kämper: Wir sind im Mai 2017 drei Jahre alt geworden und an jedem Mittwoch erscheint ein neuer Beitrag. Das Blog bietet den Mitarbeitern der Westfalen Gruppe die Möglichkeit, für sich selbst zu sprechen, von ihrem Arbeitsalltag zu erzählen, von Projekten und Veranstaltungen, die sie betreut oder die ihnen besonders gut gefallen haben, als auch von privaten Interessen zu berichten. Das tut jede/r auf ihre/seine Weise, die Art der Berichterstattung reicht von seriös oder fast wissenschaftlich bin hin zu sehr lustigen und witzigen Beiträgen.

Das ist Schöne ist, wer die Beiträge liest, wird die Menschen hinter den Artikel ein wenig kennenlernen können und der Arbeitsalltag bei uns wird auch für unternehmensfremde Menschen ein bisschen erlebbar.  Auf diesem Weg bietet sich eine tolle Möglichkeit, dass sich die Leser vom „Innenleben“ der Westfalen Gruppe ein Bild machen können.

Besonders interessant ist das natürlich für Bewerber. Sie können ein Gefühl für das Unternehmen bekommen und dafür, ob sie hier gerne arbeiten möchten. Für unser Unternehmen liegt hier einer der größten Vorteile des Blogs. Denn unsere Personalleute hören in den Bewerbungsgesprächen sehr oft den Satz: „Das habe ich schon in Ihrem Blog gelesen.“ Die Lektüre war für manchen Bewerber einer der Gründe, sich bei uns zu bewerben. Wir haben aber auch durchaus schon Aufträge bzw. neue Kunden gewonnen durch interessante Fachbeiträge im Blog, in denen über besondere Verfahren oder Anwendungen erzählt wurde.

Seit drei Jahren ist das Westfalen Blog jetzt online. Welchen inhaltlichen Einfluss nimmt die Geschäftsführung?

Katharina Kämper: Weder die Unternehmensleitung noch sonst jemand außerhalb der Redaktionskonferenzen nimmt Einfluss auf das Blog. Das ist allein Sache der Blogger. Wer Teil des Blogger-Teams werden möchte, kommt einfach bei einer Redaktionssitzung vorbei oder meldet sich bei mir.

Ein spannendes Konzept, das ihr verfolgt. Die Mitarbeiter sind nicht verpflichtet für das Blog zu schreiben und wer Lust hat, macht einfach mit. Wie könnt ihr den wöchentlichen Rhythmus halten, wenn du nicht weißt, ob ein Artikel kommt? Schafft ihr es für stressige Zeiten vorzuproduzieren?

Katharina Kämper: Es wäre toll, wenn wir das immer schaffen würden. Meistens können wir unseren Redaktionsplan erfüllen, aber natürlich wird auch ab und zu mal jemand krank oder kann wegen erhöhten Arbeitsaufkommens den geplanten Termin nicht einhalten. Dann muss ich auch schon einmal improvisieren und versuchen, jemanden zu finden, der auf die Schnelle einspringen kann und will. Bislang haben wir noch an jedem Mittwoch einen Beitrag veröffentlichen können.

Wie viele Mitarbeiter schreiben bzw. haben schon für das Blog geschrieben?

Katharina Kämper: Inzwischen haben rund 100 Leute geschrieben. Die werden auch alle zu den Redaktionskonferenzen eingeladen, aber natürlich kommen nicht alle. Meistens sind wir so um die zehn oder fünfzehn Personen, wobei die Besetzung immer mal wechselt. Wer Zeit bzw. Ideen für Beiträge hat, kommt. Die Koordination der Beiträge und die Planung der Redaktionskonferenzen sind meine Aufgaben. Alles andere wird in den Redaktionskonferenzen gemeinsam besprochen.

Ihr messt sicherlich die Zugriffe auf euer Blog. Welche Artikel oder Kategorien werden gerne besucht?

Katharina Kämper: Besucher von außerhalb interessieren sich hauptsächlich für Beiträge aus dem Bereich „Arbeitswelt“. Innerhalb des Unternehmens erfreut sich auch die Rubrik „Wir privat“ großer Beliebtheit. Da finden sich ja auch interessante Geschichten. Wir haben zum Beispiel eine Mitarbeiterin die eine Ausbildung zur Pferdewirtin gemacht, bevor sie zu uns gekommen ist. Ein anderer ist vor seiner Anstellung bei uns zur See gefahren. Es gibt viele tolle Hintergründe und Hobbys bei den Kollegen.

Wenn Geschäftsführer, CEO oder Vorstände im Blog schreiben, dann hat das immer eine gute Außenwirkung. Aktuell bloggt Dieter Zetsche von Daimler auf LinkedIn. Schreibt der Vorstand bei euch auch?

Katharina Kämper: Renate Fritsch-Albert, Mitglied unseres Aufsichtsrats, hat bereits einen Beitrag veröffentlicht und es finden sich viele Kommentare der Geschäftsleitung bei den Blogbeiträgen. Vorstand und Geschäftsleitung stehen unserem Blog sehr aufgeschlossen gegenüber und lesen interessiert mit. So gesehen steht weiteren Beiträgen aus dieser Richtung sicher nichts im Wege.

Wie genau sehen eure Aktivitäten im Bereich Social Media aus? Ihr habt das Corporate Blog. Wo seid ihr noch aktiv?

Wir sind aktiv auf Twitter, Xing und YouTube. Momentan planen wir aber den Ausbau unserer Social-Media-Aktivitäten.

Unser Twitter-Kanal wird im Übrigen auch nicht von der Unternehmenskommunikation allein befüllt. Denn auch hier kommen Beiträge von Kollegen aus den verschiedensten Geschäftsbereichen zum Einsatz.

Bekommen die Kollegen im Vorfeld eine Social-Media-Schulung oder welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen, um im Namen der Westfalen AG frei agieren zu können?

Katharina Kämper: Die Mitarbeiter bekommen eine Social-Media-Schulung, in der sie beispielsweise lernen, welches Wording wir im Hause nutzen und welche Regeln in den sozialen Netzwerken gelten. Unsere Social-Media-Guidelines, die für alle Kollegen im Intranet zur Verfügung stehen, bilden die Basis.

Wäre es bei Engpässen nicht eine Lösung mit Externen zu arbeiten? Viele Unternehmen greifen auf einen solchen Weg zurück.

Katharina Kämper: Social Media müssen meiner Meinung nach die Mitarbeiter und Fachabteilungen machen. Ich finde, man muss merken, dass verschiedene Menschen schreiben. Das ist ja unsere Grundidee.

Es kann sein, dass wir uns in Zukunft für eine andere Lösung entscheiden. Nur im Moment ist das für uns keine Option.

Liebe Katharina, vielen Dank für das Gespräch und deine Zeit!

Fazit

Das Beispiel der Westfalen AG zeigt: Ein Corporate Blog ist dann sinnvoll, wenn klar ist, was damit erreicht werden soll. Und das können viele Ziele sein. Employer Branding oder Leadgenerierung sind nur zwei von vielen. Das geht aber nur, wenn sich die Themen an die jeweilige(n) Bedarfsgruppe(n), und hiermit halte ich mich an die Begriffswahl von Christian Müller (sozial-pr) richten. Dann ist das Ziel erreicht.

Die Voraussetzung, damit das Blog erfolgreich ist, sind unterhaltsame, informative und mehrwertbildende Artikel. Im Fall der Westfalen Group sind das Unternehmen, die sich mit Gasen auseinandersetzen, diese für ihren Prozess benötigen oder eben Bewerber, die in einem Technologieunternehmen arbeiten möchten.

Ich glaube nicht, dass das Argument „Wir haben keine Ressourcen“ für ein Blog zwangsläufig funktioniert. Das Westfalen Blog ist das beste Beispiel. Denn es zeigt das ein Blog auch dann erfolgreich ist, wenn es keine feste Redaktion gibt, sondern die Mitarbeiter freiwillig schreiben. Die Frage ist, wie lässt sich das für das eigene Unternehmen umsetzen? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit es ein solches oder ähnliches Engagement im Unternehmen durch die Mitarbeiter gibt?

Spannende Fragen, wie ich finde.

Ich würde gerne wissen, wie siehst du das mit einem Corporate Blog? Ist es für dich und dein Unternehmen oder deine Unternehmung eine Option? Was sind die Hindernisse, die dich oder dein Unternehmen abhalten, ein Unternehmensblog zu starten? Schreib mir deine Meinung und Erfahrungen in die Kommentare!

 

Kommentare
(8)

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  3. Simone

    Hallo Daniela,
    ich habe mich über deinen Beitrag gefreut und bin gespannt, welches Unternehmen bzw. welchen Unternehmensblog du als nächsten vorstellen wirst.
    Ich bin sehr daran interessiert, noch kleinere Unternehmensprojekte in Praxis kennenzulernen: vor allem, wer liest und welche Vorteile ergeben sich.
    Ich arbeite in der Energiewirtschaftsbranche in einem Unternehmen mit knapp 100 MitarbeiterInnen. Ich hatte kürzlich versucht, hier einen Blog zu installieren, bin aber gerade mit meinem Konzept gescheitert. Daher freue ich mich, über diese Reihe möglicherweise ein paar weitere Argumente sammeln zu können, um einen neuen Start vornehmen zu können.

    antworten
    1. Daniela Sprung

      Hallo Simone,
      vielen Dank für dein Feedback zum Artikel! Ich freue mich, dass er dir gefallen hat und du etwas für dich mitnehmen konntest. Bei den nächsten Gesprächen werde ich versuchen auch den Bereich der Konzepterstellung anzusprechen, vielleicht kommt da noch die eine oder andere Information, die du für dich nutzen kannst.

      Viele Grüße Daniela

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  4. Lars Hahn

    Danke für die Erwähnung, Daniela.
    Nur eine kleine Korrektur, du erwähnst uns mit den Corporate Blogs größerer Unternehmen und erwähnst dann die Westfalen Gruppe als Beispiel für KMU. Dabei sind doch gerade wir bei der LVQ auch ein kleines mittelständiges Unternehmen – Manufaktur in Sachen Bildung gewissermaßen.
    Und Handarbeit auch in Sachen Blog, Drum freut es uns umsomehr, hier als Beispiel zu dienen.

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    1. Daniela Sprung

      Hallo Lars,
      danke für deinen Kommentar und Feedback! Gerade weil ihr als mittelständisches Unternehmen erfolgreich seid habe ich euch mit aufgenommen. Denn es sind nicht nur die großen Konzerne, die erfolgreich ein Blog launchen und führen können. Die LVQ und die Westfalen Gruppe sind genau die Beispiele, die mir wichtig sind, um zu zeigen das es bei einem erfolgreichen Blog nicht auf die Unternehmensgröße, sondern auf die Umsetzung ankommt.

      Liebe Grüße
      Daniela

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  5. Karin Lechner

    Ich würde für unsere Firma ebenfalls sehr gerne ein Blog ähnlich dem von Westfalen machen. Das macht eine Firma und ihre Mitarbeiter greifbar und sympathisch. Und Themen hätten wir bestimmt genügend. Derzeit bin ich noch mit Überzeugungsarbeit bei unserer Geschäftsleitung und im Kollegenkreis beschäftigt. Da wir uns aber erst Anfang des Jahres ins Social Media Universum begeben haben, bin ich guter Dinge, dass wir das ggf Anfang 2018 in Angriff nehmen können. Dieser Artikel ist sehr hilfreich für die Ausformung meinere Argumente und zur gesamten Vorgehensweise. Und es ist schön zu sehen, wie gut solche Konzepte funktionieren können. Das motiviert! Danke! Ich bin übrigens die SoMe Managerin der Rommelsbacher GmbH. LG Karin

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    1. Daniela Sprung

      Hallo Karin,
      vielen Dank für dein Feedback und deinen Kommentar zum Beitrag! Ich freue mich sehr, dass du ein Blog für dein Unternehmen starten möchtest und in dem Beispiel von Katharina und ihrem Team nützliche Argumente und im Artikel hilfreiche Inhalte gefunden hast. Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Vorhaben und wenn du Fragen hast oder dich austauschen möchtest, dann melde dich gerne.
      Viele Grüße
      Daniela

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