Gute Texte kommen nicht von ungefähr. Sie bedeuten Arbeit. Doch was genau heißt es eigentlich, einen „guten“ Text zu schreiben, und wie erzielst du damit Kommentare auf deinem Blog?
In der letzten Woche habe ich mit meinem Beitrag „Vom Mythos der 1.000 Wörter“ eine kleine Diskussion darüber ausgelöst, was einen guten Artikel ausmacht. In den Kommentaren war einhellig die Meinung vertreten, dass es nicht die Wortanzahl ist – wie die von Vladislav empfohlener Mindestzahl von 1.000 Wörtern. Vielmehr ist es der Inhalt eines Posts, der den Mehrwert für den Leser ausmacht.
In dieser Diskussion kam auch oft die Frage auf, warum so wenig auf Blogs kommentiert wird und es wurde die Vermutung geäußert, dass die Beiträge nicht gut genug sind. Dass sie die Leser nicht ansprechen. Doch stimmt das wirklich? Was macht einen Artikel wirklich lesenswert?
Genau diese Fragen habe ich den Profis
Annette Schwindt von annetteschwindt.de,
Christian Müller – Blogger, Coach und Autor auf der Karrierebibel,
Edda Klepp – Autorin, freie Journalistin, Regisseurin und angehende Diplom-Fachwirtin Online-Marketing,
Frank Katzer – Sichtbarkeitsberater und Blogger,
Michael Firnkes – Referent zum Thema Firmenblogs & Content Marketing, Blogger und Buchautor,
Kristine Honig – Freiberuflich als Beraterin und Netzwerkpartnerin bei Tourismuszukunft – Institut für eTourismus und Bloggerin,
Robert Weller – Blogger, Sportler, Designer und Inbound Marketer sowie
Walter Epp – Freelancer, Blogger und Web-Texter
gestellt.
Ich freue mich sehr, dass jeder von ihnen sich die Zeit genommen hat und seinen eigenen, individuellen Tipp verrät, um einen interessanten und lesenswerten Artikel zu schreiben. Alle Autoren berichten direkt aus der Praxis und wissen genau, worauf es ankommt.
Aus diesem Grund wird sich in dieser und in der nächsten Woche alles um das Thema „Gute Texte“ auf bloggerabc drehen.
Den Anfang macht Annette Schwindt. Sie ist im Web bekannt als annetteschwindt, Bloggerin und Beraterin für digitale Kommunikation. Ihr Background: ausgebildete Print-Redakteurin, freie Journalistin, Buchautorin und Fachlektorin. Für sie steht das einfache Kommunizieren im Vordergrund.
„Mein Motto“: „Einfach Kommunizieren“ fasst meine wichtigsten Regeln nicht nur für das Schreiben, sondern für die Kommunikation generell zusammen. Dabei geht es zunächst darum, sich möglichst verständlich auszudrücken. Das bedeutet: Kurze Sätze, Fachbegriffe zuerst erklären und erst dann verwenden, kein Schwurbeln, keine Füllwörter, Wiederholungen vermeiden. Dazu kommen dann noch Struktur- und Formelemente wie Hervorhebungen wichtiger Aussagen, Zwischenüberschriften, kurze Absätze, das Nennen und Verlinken von Quellen.
Zweitens sollte der Schreiber aus dem eigenen Kopf raus. Er muss sich in die Lage desjenigen versetzen, der keine Ahnung hat, worum es bei dem, was jetzt kommt, geht, und ihn für sein Thema interessieren. Dabei sollte er ihn nach Möglichkeit direkt ansprechen, ihm Fragen stellen und ihn zur Interaktion auffordern. Das Ganze sollte also dialogisch ausgerichtet sein. Und ganz wichtig: Ein Text sollte sich an Menschen richten und deren Mehrwert im Blick haben, nicht Suchmaschinenplatzierungen oder Verkaufszahlen. Wenn es mit den Menschen klappt, funktioniert der Rest von selbst.
Mit Christian Müller verbindet mich inzwischen nicht nur eine redaktionelle Zusammenarbeit, sondern auch eine herzliche Freundschaft. Seine Ratschläge sind immer Gold wert und sein Wissen rund um Social Media, Bloggen & Co extrem umfangreich. Auf seinem Blog sozial-pr veröffentliche ich monatlich eine Kolumne zu den Themen „Corporate Blogs, Kommunikation bei KMUs, Content Marketing und Employer Branding“.
Christian selbst arbeitet als Kommunikationsberater mit KMUs und sozialen Einrichtungen zusammen, er ist unter sozial-pr im Web unterwegs, entwickelt Kommunikationsstrategien, berät und unterstützt beim Aufbau von Blogs, hält Workshops und Vorträge rund um Kommunikationsstrategie und Personal Branding. Ergänzend ist er als Trainer und Coach im Mobile Video Bereich – der Videoproduktion mit Smartphones und Tablets – aktiv. Hier unterstützt er Social Media Teams, Freelancer, KMUs und Journalisten bei der Konzeption und Produktion ihrer Videos und entwickelt Video-Formate.
„Was macht einen guten Text aus?“ – Diese Frage ist vermutlich fast so alt wie die Kulturtechnik des Schreibens. Bevor ich sie beantworte, drei relevante Aspekte:
- Ich bin primär Blogger. Meine Ausführungen beziehen sich also in erster Linie auf Texte, die online erscheinen. Auf Artikel für Printmagazine passen die folgenden Grundsätze zwar auch, dafür müssten sie jedoch angepasst werden.
- Mit meinen Texten will ich gleichermaßen informieren und unterhalten. Meine Ausführungen beziehen sich also auf den Bereich der Wissensvermittlung, nicht auf Fiktion oder ähnliche Disziplinen.
- Wenn ich im Folgenden auf Stil eingehe, gilt: Stil ist Geschmacksache. Die gewählten Beispiele treffen meinen Geschmack, für Ihren muss das nicht gelten.
Mit diesen Voraussetzungen werfe ich nachfolgend einen Blick auf drei Texte, die für mich wünschenswerte Eigenschaften vereinen.
Tiefgehend und gut strukturiert
Das erste Beispiel stammt von Jochen Mai auf der Karrierebibel. Der Artikel „Vertrauen aufbauen: Die 5 Grundregeln des Vertrauens“ zeigt für mich zwei Eigenschaften, die ich von guten Texten erwarte:
- Tiefgehend und umfassend – Hier geht es mir nicht primär um die Länge, sondern um den inhaltlichen Tiefgang. Der Artikel deckt so gut wie alle Aspekte des Themas ab und bietet Lesern zahlreiche Informationen rund um das Thema Vertrauen.
- Struktur und Layout – Damit so lange Artikel lesenswert bleiben oder werden, sind ein gutes Layout und eine klare Struktur unverzichtbar. Textwüsten liest niemand gerne. Bilder, Listen, Textkästen und Absätze sorgen dafür, dass der Artikel trotz seiner Länge angenehm lesbar ist.
Praxisnähe
Das zweite Beispiel – Facebookseiten nicht als statische Websites verstehen – stammt von der geschätzten Kollegin Annette Schwindt. Ihre Artikel sind in der Regel genau so lang, wie sie für das jeweilige Thema sein müssen. Hier sticht für mich ein Aspekt heraus:
Praxisnähe – Annette verfasst ihre Artikel immer praxisnah und anwendungsorientiert. Im Gegensatz zu anderen Beratern und Kollegen verzichtet Sie auf unnötige Fachworte und erläutert die nötigen. Sie baut keine unnötigen Mythen auf, sondern zeigt an klaren Beispielen wie etwas funktioniert.
Authentischer Stil
Das dritte und letzte Beispiel ist der Artikel von Daniela Sprung – Vom Mythos der 1.000 Wörter für gute Blogposts – der zu diesem Artikel hier geführt hat. Er zeigt für mich eine Eigenschaft, die Danielas Blog – und generell Texte und Artikel – für mich lesenswert macht: Einen authentischen Stil.
Daniel bringt klar ihre Meinung und Standpunkte zum Ausdruck. Sie scheut sich nicht davor, klar Position zu beziehen und auch mal anzuecken. Wenn ich in vielen Artikeln und Texten auf Seiten etwas vermisse ist es – neben dem manchmal fehlenden Nutz- und Informationswert – ein authentischer Stil.
Wenn Autoren nur weichgespülte Texte absondern, die möglichst allen gefallen und Mainstream-kompatibel sein sollen, kann ich darauf hervorragend verzichten. Auch wenn ich einer Meinung nicht zustimme, macht diese – wenn sie gut präsentiert und argumentiert wird – einen Text für mich interessant.“
Edda Klepp ist nicht nur mein Backup zum Thema Korrektur und Lektorat der meisten meiner Texte auf bloggerabc, sondern auch eine liebe Freundin. Als Germanistin, freie Journalistin, Buchautorin, Theater-Regisseurin, Stückeschreiberin und angehende Diplom-Fachwirtin Online-Marketing beschäftigt sie sich seit Jahren mit dem Medium Text. Mehr Informationen über Edda findest du auf ihrer Webseite Töfte Texte.
„Ich kann mich in Vielem den Kollegen nur anschließen. Ein paar weitere Aspekte möchte ich zusätzlich benennen, die jeder in seinen Texten sofort umsetzen kann:
1. Begrenze die Länge deiner Sätze
Mir fällt es selbst meist schwer, keine Bandwurmsätze zu bilden. Beim Schreiben folgt ein Gedanke dem anderen und – schwupp – reihen sich plötzlich unzählige Nebensätze aneinander. Mein Tipp: Fasse dich kurz. Bring die Dinge auf den Punkt. Prüfe deine Nebensätze genau, denn manche von ihnen kannst du problemlos weglassen. Andere lassen sich zu Hauptsätzen umbilden, so dass es deine Leser leichter haben, deinen Gedankengängen zu folgen – ohne dabei den (roten) Faden zu verlieren.
2. Achte auf die Wahl deiner Substantive
Fremdworte, Substantivierungen, Fachvokabular – all das mag dich klug und sprachgewandt erscheinen lassen. Der Nachteil: Kennt dein Leser diese Wörter nicht, steigt er schneller aus dem Text wieder aus als du „Nominalstil“ sagen kannst. Nutze daher Begriffe, die im allgemeinen Sprachgebrauch ihren Platz haben oder gehe auf die genaue Bedeutung kurz ein, wie Annette Schwindt es vorschlägt. Darüber hinaus solltest du dich auch Folgendes fragen: Gibt es nicht vielleicht ein Wort, das das, was ich sagen möchte, viel besser beschreibt? So wird aus dem leichten Wind rasch eine Brise und aus dem starken Wind gar ein Sturm.
3. Verwende nur Adjektive, die einen Mehrwert haben
Der weiße Schimmel und die informativen Tipps haben eines gemeinsam: ein Adjektiv, das kein Mensch braucht. Adjektive machen einen Text lebendig und oft bildhaft, so haben wir es bereits in der Schule gelernt. Allerdings tun sie das nicht, wenn sie beliebig oder sogar überflüssig sind. Frage dich im Zweifel immer: Ändert es etwas an dem Sinn meines Satzes, wenn du ein Adjektiv weglässt, oder tut es das nicht? Falls nein, dann lass es weg – oder ersetze es gegen eines, das die Beschreibung konkretisiert. Beispiel: Was zeichnet diesen einen Schimmel denn gegenüber anderen aus? Vielleicht ist er ja ein besonders stattliches Tier oder er ist jung, klug und ungestüm. Finde es heraus.“
Ich bin ein großer Fan von Frank Katzer. Nicht ohne Grund bat ich ihn um einen Gastbeitrag. Sein Artikel „So steigerst du deine Sichtbarkeit auf Facebook mit drei einfachen Maßnahmen“ hat für viel Aufmerksamkeit gesorgt und gehört zu den besten Artikel auf bloggerabc. Frank Katzer ist Sichtbarkeitsberater für selbstständige Dienstleister (Berater, Trainer, Coaches, Autoren, Texter, …). Er sorgt bei seinen Kunden dafür, dass sie ihre Wunschkunden online besser erreichen. Frank bloggt zudem unter www.internet-praxistipps.de und gibt hier seine Tipps und Tricks weiter.
„Eine Herausforderung beim Schreiben von guten Texten ist für mich, Abstand zum Geschriebenen zu gewinnen. So kann ich den Text einigermaßen neutral beurteilen. Zwei Methoden haben sich bewährt:
Die coolste Variante ist, dass ich mir die Texte vorlesen lasse. Hierzu kommen entweder Menschen in Frage oder die für 23 Uhr in der Nacht unverschlafenere Variante: die Sprachausgabe des Mac/PC.
So bekommst du sozusagen räumlichen Abstand zu deinen Texten und hörst Ungereimtheiten, die du beim selbst Lesen überliest.
Die andere Möglichkeit ist zeitlichen Abstand zu schaffen: Lass denText ein paar Tage liegen (ein Tag reicht mir meist nicht), so dass du Ihn möglichst schon fast vergessen hast. Du wirst dich wundern, um wie viel besser der Text manchmal werden kann, wenn du mehr Abstand zu deinen Gedanken hast.“
Ich hoffe, dir haben diese Tipps schon weitergeholfen, wie du deine Texte verbessern kannst. In der nächsten Woche werden Michael Firnkes, Robert Weller und Walter Epp berichten worauf sie beim schreiben achten.
Was sind deine Tipps für einen guten Text und worauf achtest du, wenn du deinen Blogpost verfasst?
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Klasse Interview-Artikel mit bekannten Gesichtern aus der deutschen Blogger-Szene.
Die Tipps sind super. Und ich sollte sie mir mal gehörig hinter die Löffel schreiben. 😀
Danke.
Liebe Grüße
Hendrik
Hallo Hendrik,
also dazu sage ich nichts 😀
LG!
Hey liebe Daniela,
vielen dank für diesen ausführlichen, tippreichen Blogpost. Der Aspekt des Abstandgewinnens vom Text ist mir besonders wichtig, lässt sich bei mir im Alltag aber oft schwer umsetzen. Ich finde nicht so oft die Zeit zum schreiben, wie ich es gerne hätte und noch weniger die Zeit, genügens Abstand zum Text zu finden.
Alles Gute dir weiterhin,
Julia
Hallo Julia,
ich weiß, was du meinst. Geht mir oft genauso. Ich für mich, und vielleicht hilft dir das weiter, habe mir einen Plan gemacht, wann ich meinen Beitrag veröffentliche, wie meine Woche mit Job und Aufgaben aussieht und wann ich meine Texte schreibe. Das hat mir die Übersicht gegeben, wie ich vorgehen muss, um genug Puff zu haben und einen Text auch liegen lassen kann, bis ich ihn erneut überarbeite.
LG Daniela
lasst ihr euch eigentlich auch die eigenen blogposts vorlesen oder bin ich da der einzige? ich habe darüber schon so viele macken in meinen texten entdeckt (auch rechtschreibfehler bekomme ich darüber besser mit…)
Hallo Frank,
ich wusste bis dato gar nicht, dass es diese Funktion gibt 😀
Vielen, lieben Dank für den Tipp! Das probiere ich aus!
Eigentlich ist diese Vorlesefunktion eine echte Bereicherung, wenn man diese so einsetzt. Danke für den Hinweis.
Gern geschehen 🙂
Hallo Daniela,
den Tipp von Frank Katzer mit der Sprachausgabe finde ich super! Ich wusste bis eben gar nicht, dass mein PC so etwas kann 😉
Habs gerade getestet und für gut befunden. Um einen Eindruck zu bekommen, wie mein Text klingt, ist das wirklich toll.
Viele Grüße
Linda
Hallo Linda,
ging mir genauso. Den Tipp muss ich gleich mal ausprobieren!! 😀
Liebe Grüße
Daniela
freut mich, dass das für dich passt, linda!
ich möchte die funktion nicht mehr missen.
auch auf smartphones ist das genial mit dem vorlesen.
das iphone lässt sich z.b. so einstellen, dass beim wischen mit 2 fingern über das display der aktuell dargestellte text vorgelesen wird… genial!
Hi Frank,
die Tricks kannte ich noch nicht. Das musst du mir näher erklären, dass will ich jetzt wissen 😀
Hallo Linda,
den Tipp kannte ich auch noch nicht und muss jetzt erstmal schauen, wo ich diese Funktion auf meinem Laptop finde 😀
Ich bin wirklich gespannt, wie es sich anhört und wie nützlich es mir sein wird.
Viele Grüße
Daniela