Schreibtypen: So spielst du deine Stärken beim Schreiben aus

Tastaturen auf einer alten Schreibmaschine. Auf den Tastaturen steht in blauer SchriftWriter

„Ich plane meine Blogartikel im Kopf. Wenn ich fertig überlegt habe, schreibe ich sie in einem Rutsch runter und muss meist auch nicht mehr viel korrigieren.“ Julia schreibt Artikel in kurzer Zeit. Mark dagegen braucht lange zum Schreiben: „Ich schreibe meist mehrere Tage an einem Text, bis er fertig ist. Aber ich schreibe auch oft mehrere Artikel parallel.“ Dass Mark gern ein bisschen mehr wie Julia wäre, kannst du dir sicher vorstellen. Aber glaub mir: Auch Julia würde gern mehr so schreiben wie Mark. Alle Schreibtypen haben verschiedene Stärken. Wenn du  kennst, wirst du ein besserer Blogger.


Dieser Gastartikel ist von Anna Koschinski. Sie sagt: „Bloggen fängt beim Schreiben an“ und da hat sie absolut recht. Als Bloggerin, Texterin und Konzepterin weiß sie, wovon sie spricht. Anna gehört für mich zu den Menschen, die ich nicht nur als Mensch, sondern auch Kollegin sehr schätze. Umso mehr freue ich mich, ihren Artikel zum Thema Schreibtypen hier zu veröffentlichen.


Nicht jeder Schreibtipp ist gut für jeden Schreiber und jede Bloggerin. Das liegt daran, dass wir alle vollkommen unterschiedliche Schreibstrategien verfolgen. Wenn ich also sage „Strukturiere dir deinen Text erst einmal vor, also vor dem Schreiben“, dann ist das für den einen total super, für die andere unvorstellbar.

Das liegt nicht daran, dass der eine die bessere Strategie hat, sondern dass genau dieser Tipp zu ihm passt. Zu seinem Schreiben, zu seiner Schreibstrategie. Andere wiederum setzen an der falschen Stelle an und wirken daher nicht.

Wenn wir uns und unsere Schreibstrategie kennen, können wir die Stärken ausspielen, die Schwierigkeiten klein halten und die passenden Tipps nutzen. Klingt gut? Dann stelle ich dir jetzt die 5 Schreibtypen nach Ella Grieshammer* vor. Vielleicht erkennst du dich ja in einem oder mehreren wieder.

Eine Frau sitzt an einem Schreibtisch und hat eine Hand an der Tastatur und in der anderen Hand einen digitalen Stift, mit dem sie auf einem digitalen Pad zeichnet.

Schreibtyp 1: Der Redakteur

Dieser Schreibtyp ist sehr perfektionistisch mit seinem Text. Er steigt tief in sein Thema ein und möchte es in seinen Grundzügen erfassen. Der Redakteur recherchiert sorgfältig, möchte nichts übersehen und keine Quelle ungenannt lassen. Der Redakteur schreibt einzelne Abschnitte, verbessert Textabschnitte stetig weiter. Der Schreibprozess wird dadurch in viele kleine Phasen aus Schreiben und Überarbeiten geteilt. Das Ziel des Textes entsteht aus dem Prozess heraus.

Stärken dieses Schreibtyps:

Beim Redakteur sind Fehler eher unwahrscheinlich. Durch die vielen Korrekturschleifen erkennt er die Fehler und Unstimmigkeiten im Text und kann diese beheben. Auch die Struktur des Textes ist meist stimmig, sodass man seinen Texten gut und leicht folgen kann.

Mögliche Schwierigkeiten des Redakteurs:

Ein Redakteur kann lange an einem Text arbeiten, auch wenn das Schreibprojekt auf den ersten Blick klein erscheint. Es kann sein, dass ein Thema während des Schreibprozesses immer größer wird, weil er neue Quellen aufgetan hat und diese noch unterbringen will. Dadurch kann es sein, dass diese Schreibtypen Probleme mit der Zeit und mit dem Fokus bekommen.

Tipp: Redakteure sollten sich gelegentlich Feedback einholen, um sich nicht in Details zu verlieren.

 

Schreibtyp 2: Die Spontane

Wie der Name schon sagt, schreibt dieser Schreibtyp spontan und assoziativ. Ihre Gedanken zum Text entwickeln sich beim Schreiben weiter, sodass im Schreibprozess erst klar wird, welche Richtung und welches Ziel ihr Text haben wird. Auch die Struktur des Textes entwickelt sich erst im Prozess; nichts steht fest, alles ist beweglich. Die Spontane kann durch ihre Vorgehensweise zügig viel Text produzieren.

Stärken dieses Schreibtyps:

Die Spontane hat selten Probleme mit Schreibblockaden. Wenn sie ein Gedanke packt, dann fängt sie einfach an zu schreiben und lässt sich überraschen, was dabei herauskommt. Dieses Vorgehen ist sehr produktiv und entspannt. Die Spontane kann im Flow sehr viel Text produzieren.

Mögliche Schwierigkeiten der Spontanen:

Dadurch, dass die Spontane assoziativ und ohne große Planung schreibt, kann es sein, dass der Text logische Mängel aufweist. Im Kopf der spontanen Schreiberin passen die Textteile zusammen, aber für einen Leser braucht es mehr Zusammenhang. Die Überarbeitung eines Textes kann bei der Spontanen viel Zeit beanspruchen.

Tipp: Spontane Schreiberinnen sollten unbedingt ausreichend Pufferzeit für Korrekturen einplanen und den logischen Aufbau des Textes gründlich prüfen.

 

Eine junge Frau steht an einem Mischpult. Hinter ihr sind bunte Lichter. Um den Hals trägt sie Kopfhörer und mit der rechten Hand hält sie einen Kopfhörer am Ohr.

Schreibtyp 3: Der Remixer

Der Remixer produziert zunächst recht spontan eine erste Version seines Textes. Dabei ist er der spontanen Schreiberin ähnlich. Allerdings mag dieser Schreibtyp es nicht, an einem Text weiterzuarbeiten. Er schreibt stattdessen weitere Versionen. In diese neuen Texte arbeitet er weitere Ideen ein, ändert Dinge, die er vielleicht doch nicht so gut fand. Weil er nicht gern überarbeitet, entstehen oft mehrere Versionen, bevor ein Text wirklich fertig ist. Daher wird dieser Schreibtyp auch Versionenschreiber genannt.

Stärken dieses Schreibtyps:

Wie die Spontane hat auch der Remixer selten Probleme mit Schreibblockaden. Er hat auch keinen Mangel an Ideen, weil er im Schreiben neue Gedanken kombiniert und testet, wie sie zusammenwirken.

Mögliche Schwierigkeiten des Remixers:

Dieser Schreibtyp muss darauf achten, dass er fertig wird. Je nachdem, wie viele Versionen er produziert hat, kann er sich in den Texten verlieren, ohne ein handfestes Ergebnis zu haben. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Zeitplanung.

Tipp: Remixer sollten lernen, sich von Textteilen zu trennen, um den Überblick zu behalten. Außerdem kann es für Remixer gut sein, sich Deadlines zu setzen, um irgendwann zu einem Ende zu kommen.

Eine Frau in einer weißen Bluse blickt gedankenverloren über ihre Schulter. Um ihren Kopf sind gezeichnete Elemente von Fragezeichen, Ausrufezeichen, Gedankenwolken und eine gelbe Glühbirne. Für den Artikel symbolisiert die Frau, den Schreibtyp Planer.

Schreibtyp 4: Die Planerin

Diesem Schreibtyp ist eine strukturierte Vorgehensweise und Planung sehr wichtig. Sie fängt erst an zu schreiben, wenn sie einen genauen Plan erstellt hat. Diesen Plan erstellt sie mindestens im Kopf, meist stichpunktartig, selten mit vorgefertigten Textteilen. Die Textproduktion ist für die Planerin also nur der Weg hin zu ihrem Ziel, das vorher bereits feststeht. Während des Schreibens verändert sie Gliederung und Planung des Textes kaum noch.

Stärken dieses Schreibtyps:

Die Planerin braucht wenig Zeit für Korrekturen und Überarbeitung. Die Struktur und der rote Faden sind in ihren Texten kein Problem. Außerdem ist sie im Schreiben schnell: Wenn sie erst einmal angefangen hat, arbeitet sie meist zügig.

Mögliche Schwierigkeiten der Planerin:

Dieser Schreibtyp braucht die Sicherheit einer guten Planung. Wenn die an irgendeiner Stelle hakt oder notwendige Informationen fehlen, bekommt die Planerin Probleme. Wenn etwas nicht planbar ist, ist dieser Schreibtyp prädestiniert für eine Schreibblockade.

Tipp: Die Planerin braucht Flexibilität in Planung und Prozess. Wenn sie sich zu sehr an Einzelheiten aufhängt, wird sie nicht ins Schreiben kommen. Sie sollte sich klarmachen, dass Perfektion nicht möglich ist und es sie nicht voranbringt, einem starren Plan zu folgen.

Schreibtyp 5: Der Puzzler

Der Puzzler arbeitet nach dem Lustprinzip. Er schreibt immer da, wo ihm gerade etwas Neues einfällt. Vielleicht schreibt er das Ende zuerst, dann ein bisschen vom Mittelteil, dann die Überschriften, dann die Einleitung, … dadurch entsteht sein Text aus vielen verschiedenen Teilen, die er dann in einem weiteren Schritt zusammenfügt. Der Puzzler kann sehr schnell und ohne lange Planung mit der Textproduktionsphase beginnen. Er braucht kaum Vorlauf, sondern nur eine Idee.

Stärken dieses Schreibtyps:

Auch beim Puzzler sind Blockaden eher unwahrscheinlich. Natürlich kann er mal keine Lust haben, aber das ist dann ein generelles Problem und hat nichts mit dem Schreibprozess zu tun.

Mögliche Schwierigkeiten des Puzzlers:

Dadurch, dass der Puzzler viele verschiedene Textteile produziert, kann es sein, dass die Konsistenz des Textes darunter leidet. Es können Lücken oder logische Fehler im Text entstehen oder aber die Reihenfolge der Informationen ist nicht stimmig. Der Puzzler kann auch Schwierigkeiten mit der Zeitplanung bekommen, wenn er ungeübt ist oder nicht aufpasst.

Tipp: Puzzler sollten besonders auf den roten Faden des Textes achten. Ein Testleser kann Logik-Fehler im Text meist leicht erkennen. Eine gute Zeitplanung ist für diese Schreibtypen Gold wert.

Nutze deine Stärken beim Schreiben, anstatt dich über Schwierigkeiten aufzuregen

Schon ein bisschen verrückt, wie unterschiedlich wir alle schreiben, oder? Als ich das erste Mal vom Puzzler gelesen habe, konnte ich als Planerin mir nicht vorstellen, wie diese Strategie zu einem guten Text führen soll. Gleichzeitig war ich neidisch auf die spontanen Schreiber, die einfach loslegen und nicht lange an der Planung festhängen.

Oder – um noch mal auf Julia und Mark zu kommen: Mark möchte vielleicht mehr Planer sein, aber eine Julia, die mit einer Schreibblockade kämpft, hätte sicher gern etwas von Marks spontanen Puzzler-Strategien.

Natürlich ist „Schreibtypen“ als Bezeichnung irreführend. Man kann auch ein „Mischtyp“ sein. Daher bevorzuge ich den Begriff Schreibstrategien. Wir verwenden unterschiedliche Strategien und das kann von Projekt zu Projekt oder von Textsorte zu Textsorte unterschiedlich sein.

Was aber bedeutet das jetzt für dein Schreiben?

Es bedeutet, dass es eben nicht DEN EINEN Weg gibt, hin zu deinem Text oder deinem Blogaufbau. Alle Schreibtypen sind anders und jede Strategie hat seine Vor- und Nachteile. Es passen nicht alle Tipps, sondern nur bestimmte. Nutze die Tipps, mit denen du dir deine ideale Umgebung schaffst. Und eine Planung, die für deine Strategien passend ist.

Wenn du weißt, dass du eher spontan schreibst, dann musst du eben am Ende mehr Zeit für Korrekturen einplanen. Wenn du weißt, dass du Anteile eines Planers hast, dann nimm dir die Zeit zum Planen und zwing dich nicht, innerhalb von einer Stunde von der ersten Idee zum fertigen Artikel zu kommen.

Schau einfach ein bisschen auf dich, was du brauchst. Denn nur so kommst du in einen Zustand, in dem das Schreiben leicht ist. Und mach auf keinen Fall den Fehler, diesen „Experten“ zu folgen, die sagen „Mach es so und es wird super!“ Das kann nicht klappen, eben weil wir alle unterschiedlich schreiben. Probiere Sachen aus und die, die nicht funktionieren, die lässt du eben wieder sein.

Gut ist es auch, nach jedem fertigen Schreibprojekt zu reflektieren, was ist gut gelaufen ist und was nicht. Und dann den Prozess genau an den Stellen zu ändern, wo es noch nicht so gut war. So näherst du dich deinem idealen Schreiben immer mehr an.

Hast du dich in den Schreibtypen wiedererkannt? Welcher Typ bist du und was bedeutet das für dein Schreiben?

*Grieshammer et al. (2012): Zukunftsmodell Schreibberatung. Eine Anleitung zur Begleitung

von Schreibenden im Studium. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.

 

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Anna Koschinski bringt Menschen ins Schreiben und ihre Blogs nach vorn. Sie begleitet Blogger dabei, den eigenen Stil zu finden, eine Schreibroutine zu entwickeln und so einen gut laufenden Blog aufzubauen.

Ihr Fokus dabei: „Entspannt und zielgerichtet“. Weil Bloggen neben dem sonstigen Leben manchmal hinten runterfällt, berät Anna dich, wie du das Schreiben am besten im stressigen Arbeitsalltag unterkriegst. Produktiv und erfolgreich bloggen – immer mit Blick auf die gerade vorhandenen Ressourcen.

Seit Ende 2014 ist Anna als Texterin und Bloggerin unterwegs.

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Kommentare
(5)

  1. Pingback: Ein Sachbuch schreiben (Teil 1): Der Start

  2. Torsten

    Ich bin ein Redakteur vom Schreibtypen her, da ich generell sehr strukturiert und organisiert vorgehe, wenn ich schreibe. Ich neige dazu, meine Gedanken vorher genau zu planen und mir einen klaren Überblick zu verschaffen, bevor ich anfange zu schreiben. Dieser Ansatz hilft mir dabei, klar und präzise zu schreiben und sorgt dafür, dass ich mich selten verliere oder ablenke.
    Allerdings gibt es auch Nachteile dieses Schreibtypes. Manchmal fühlt es sich an, als wäre ich zu eng geplant und strukturiert und es fehlt mir an Kreativität. Wenn ich mich in einer solchen Situation befinde, versuche ich immer, ein wenig mehr Freiraum in meine Planung einzubauen oder mich gezielt ablenken zu lassen. Es hilft auch manchmal Tools zu benutzen, die einem Schreibalternativen zeigen.

    antworten
    1. Daniela Sprung

      Hallo Torsten,
      danke für deinen Kommentar und Gedanken zu dem Thema. Die fehlende Kreativität kann mit unter ziemlich frustrierend sein. Ich kenne das auch und lese dann durch die verschiedenen Newsletter, die ich bekomme. Auf diesem Weg versuche ich Artikel zu finden, die mich inspirieren, um auf dieser Grundlage meine Beiträge zu schreiben.
      Den Link aus deinem Kommentar habe ich entfernt, weil ich Werbung nicht schätze, die mE nichts mit dem Thema zu tun hat.

      Viele Grüße Daniela

      antworten
  3. Simon Brocher Köln

    Hallo!
    Ich danke Ihnen für Ihren Einblick in dieses Thema. Sehr informativ. Ich werde auch mehr Forschung auf. Ich freue mich schon auf Ihren nächsten Artikel. Alles Gute!

    Mit freundlichen Grüßen,
    Simon Brocher Köln

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