Blogs in Zeiten von New Work und künstlicher Intelligenz

„Den Printjournalismus wird es nicht mehr geben, Zukunft haben aber Internetblogs.“ 

Diese Aussage traf Richard David Precht im Rahmen der Veranstaltung „New Work oder wie wir in Zukunft leben und arbeiten wollen“ beim Zukunftsforum der Agentur Des Wahnsinns Fette Beute. Der Philosoph, Publizist, Autor und Honorarprofessor wird von vielen nicht unkritisch gesehen. Ich persönlich finde seine Gedanken und Überlegungen zu den Themen Bildung, künftige Entwicklung der Arbeit oder dem Verhältnis von Mensch und Tier in unserer Gesellschaft sehr klar und nachvollziehbar.

Disclaimer: Ich war zu der Veranstaltung eingeladen. Der Artikel erscheint unabhängig davon.

So auch seine Meinung zu der Frage, welche Jobs eine Zukunft haben und welche eher nicht. Precht sieht klare Chancen für Empathie-Berufe wie ErzieherInnen oder AltenpflegerInnen sowie das Handwerk. Seine Begründung: Der Job eines Erziehers lässt sich hervorragend durch Roboter umsetzen. Doch welche Eltern werden wollen, dass ihr Kind von einer künstlichen Intelligenz betreut wird? Touché.

Blogs bleiben, Journalisten gehen

Doch was hat das mit Blogs zu tun? Eine ganze Menge! Precht sieht eine Zukunft für Blogs, wie er auf der  Pressekonferenz von der Agentur Des Wahnsinns Fette Beute mitteilte. Für den Job des Redakteurs hingegen sieht er schwarz. Den wird es seiner Meinung nach künftig nicht mehr geben, da Algorithmen die Arbeit erledigen können.

Den Gedanken fand ich spannend und er hat mich zum Nachdenken angeregt. Wie oft werden Blogs totgesagt? Doch in der Zukunft spielen sie möglicherweise eine wesentliche Rolle. Allerdings stellt sich die Frage, wie ein Blog dann mit Inhalten bestückt wird, wenn es den „Redakteur“ nicht mehr geben wird? Gerade in Bezug auf Corporate Blogs könnte das bedeuten, dass hier Arbeitsplätze wegfallen und die Künstliche Intelligenz (KI) die Aufgaben übernimmt.

Künstliche Intelligenz ist kein Allheilmittel für die Kommunikation

Christian Müller hat dazu bei Zielbar den interessanten Artikel Artikel „Automatisierter Content und KI: Zukunft oder Alptraum der Kommunikation?“ geschrieben. Darin spricht er sich dafür aus, KI nicht als Gefahr, sondern als Unterstützung und neue Möglichkeit zu sehen. Gleichzeitig warnt er davor, die neue Technik als Allheilmittel in der Kommunikation wahrzunehmen. Da stimme ich zu.

Kommunikation findet immer noch zwischen Mensch und Mensch statt. Wer sich heute schon der Automatisierung bedient und oder ausschließlich Content veröffentlicht, um zu verkaufen, der wird es mit dem Einsatz von KI nicht besser machen. Seien wir ehrlich: Wer unkontrolliert seine Botschaften blind auf sämtlichen Kanälen postet, wird auch mit der Hilfe von Algorithmen nicht kapieren, worauf es bei Kommunikation und Content ankommt.

Kommunikation funktioniert immer noch von Mensch zu Mensch

Sicherlich kann die künstliche Intelligenz bereits gute Texte schreiben. Ich erinnere mich an einen Versuch, den der Journalist Richard Gutjahr an einem Institut beobachtet hat. Zu prüfen war bei zwei Texten, welcher von einem Menschen und welcher von der KI geschrieben wurde. Besser abgeschnitten hat der technisch generierte Artikel. Leider habe ich dazu keine Quelle mehr, dieses Beispiel hat mich aber so nachhaltig fasziniert, dass es mir im Gedächtnis geblieben ist.

Eine Redakteurin des Blogs „SEO-Küche“ hat es ausprobiert: In ihrem Artikel „Automatisierte Texterstellung – the next level of Content-Management?“ berichtet sie von ihrem Besuch auf der AXCD Konferenz (Automated Text and Content Day). Auf dieser Veranstaltung wurde besprochen, wie mit einer bestimmen Software automatisierte Texte erstellt werden und welche Herausforderungen sich damit ergeben. Ich fand den Artikel sehr aufschlussreich, weil die Autorin die Schwierigkeiten erläutert, die mit einer solchen Software und der Umsetzung einhergehen.

Dass KI bereits seinen Weg in den Journalismus gefunden hat, zeigt die Washington Post. Hier wird seit 2017 eine eigens programmierte Software eingesetzt. Das Ziel ist nicht, Journalisten zu ersetzten, sondern ihnen im Gegenteil mehr Zeit für ihre Recherchen und ihre Arbeit zu geben. Aber klar, Verlagshäuser haben ein großes Interesse daran, wirtschaftlich zu arbeiten und möchten vermutlich Personalkosten einsparen.

Ein Punkt darf dabei aber nicht vergessen werden, wie auch Oliver Nemericks in seinem Artikel „Wie künstliche Intelligenz den Journalismus verändert“ schreibt

„Softwarelösungen wie Heliograf greifen (bislang) ausschließlich auf digitale Daten und Spuren zurück. Das mag bei einigen Geschichten (z.B. Aktienberichten) ausreichen, bei anderen (z.B. Steuerbetrug) allerdings nicht. Das Leben findet nun mal hauptsächlich draußen in der realen Welt statt und eben nur zum Teil im Digitalen, zumindest bislang. Um ein vollständiges Bild der Geschichte zu erhalten, sollte die Recherchequelle immer primär die reale Person und erst in zweiter Instanz Ihre digitale Präsenz sein. Die große Kunst besteht also darin, den Maschinen und digitalen Daten nicht ausnahmslos zu vertrauen. Übernehmen Roboter immer mehr journalistische Aufgaben, verlernen echte Redakteure auf Dauer das journalistische Handwerkszeug. Dann wäre davon auszugehen, dass Textmerkmale wie Überraschung, Witz und Kreativität verloren gingen.“

Fazit

Für mich zeigt sich an der Entwicklung eins:. Blogs sind nicht tot und sie werden nicht sterben. Ganz im Gegenteil! Als eigene Plattform bleiben sie wichtig für die Kommunikation und den Diskurs. Sie dienen als Visitenkarte für den Aufbau und Erhalt eines Expertenstatus im Netz und sie sind ein unabhängiges Medium von sozialen Netzwerken und der Presse. Wohin sich auf Dauer der Beruf des Journalisten entwickelt, ist aktuell schwer zu sagen, wie ich finde. Ich glaube nicht, dass der Job aussterben wird. Verändern wird er sich aber auf jeden Fall.

Das Blog im Rahmen von Content Marketing wird weiterhin seinen Berechtigung haben. Darum mein Appell: Pflege dein Blog! Und überlege dir – auch als KMU – ob die Konzentration allein auf soziale Netzwerke wirklich nutzwertig ist. Mit Blick auf deine Abhängigkeit von deren Algorithmen ist es sinnvoll, eine eigene Plattform zu schaffen, die langfristig Bestand hat. Sie bildet die Zukunft.

Wie siehst du die Zukunft von Blogs? Schreibe mir deine Meinung in die Kommentare!

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Kommentare
(4)

  1. Neubert Rommel

    Ein wirklich sehr interessanter Artikel, der nochmal verschiedene Sichtweisen beleuchet! Ich kann mich Christian Müller in dem Aspekt, dass KI nicht als Gefahr, sondern als Unterstützung angesehen werden sollte, nur anschließen. Gerade mit der stetig wachsenden Konkurrenz sind viele Berufe immer mehr dem Zeitdruck ausgesetzt. Ich denke da speziell an Werbetexter im Marketing; allerdings gilt hier auch nach wie vor: Kenne deine Zielgruppe. Denn wie im Artikel bereits erwähnt, dürfen Botschaften niemals blind kommuniziert werden. Gerade nicht mithilfe von KI. Mittlerweile gibt es zahlreiche Gründe, warum der Einsatz von Werbetext-Generatoren zum Beispiel den Alltag maßgeblich erleichtern können. Ich bin dabei auf einen interessanten Artikel gestoßen: https://neuroflash.com/de/blog/werbetext-generatoren/ Ich frage mich, ob KI eines Tages den Beruf des Werbetexters gänzlich ersetzen könnte? Denn die KI ist meiner Meinung nach mittlerweile in der Lage, menschliche Emotionen erschreckend gut nachzuempfinden und in die generierten Texte zu integrieren. Etwas beängstigend, wenn nicht auch unfassbar beeindruckend wozu KI bereits in der Lage ist!

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  2. Pingback: Tschüss, Daimler-Blog: Die Zukunft von Blogs in Zeiten von Corporate Magazinen I bloggerabc

  3. Christian Deutsch

    Es stimmt, künstliche Intelligenz kann gute Texte schreiben. Auch ich hatte vor einiger Zeit die Gelegenheit, zwei Zeitungsartikel zum selben Thema zu vergleichen. Der sprachlich bessere Texte stammte aus der Feder des Roboters!

    Dennoch halte ich deine Schlussfolgerung für richtig: Vom Menschen verfasste Artikel lassen sich nicht ersetzen. Ich erinnere mich an eine Gepflogenheit aus meiner Zeit als Magazinredakteur. Damals, Anfang der 1990er Jahre, kam es immer wieder vor, dass der eine oder andere Redakteur eine Story aus Archivmaterial zusammenbastelte. Ein solcher Artikel las sich zwar ganz nett, war durchaus lebendig geschrieben. Dennoch wirkte er langweilig. Man spürte, dass er nichts Neues enthielt. Aufgekochter Kaffee eben.

    Ist es nicht so ähnlich bei den Roboter-Texten? Auch sie greifen auf Vorhandenes zurück – auf Informationen, die irgendwo im Internet oder in irgendwelchen Datenbanken gespeichert sind. Wirklich Neues und Spannendes steckt in den Köpfen von Menschen, in ihrem Wissen und ihren Erfahrungen. Ein menschlicher Autor, der etwas zu sagen hat, dürfte daher auch in Zukunft jeden Roboter schlagen.

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    1. Daniela Sprung

      Hallo Christian,
      vielen Dank für deinen Kommentar über den ich mich wirklich sehr freue. Ich denke, gerade du als Journalist und damit vom Fach kannst glaube ich gut beurteilen, wie emotional ein Text sein muss, damit er die Leser mitnimmt. Ich glaube, an dieser Stelle scheitern Artikel, die von künstlicher Intelligenz geschrieben sind (noch). Ich selbst kann die Entwicklung nicht einschätzen, darum bin ich noch vorsichtig mit meiner Beurteilung hinsichtlich welche Textqualität besser ist – menschliche oder künstliche.
      Gerade dieses zusammenschustern von Texten aus Archivmaterial ist immer noch ein Weg in Redaktionen, wenn die Zeit knapp ist aber ein Artikel her muss. Da bin ich völlig bei dir: Den Unterschied zu einem individuell geschriebenen Artikel merkt man!
      Ich glaube, die Entwicklung wohin es mit künstlich erstellten Texten geht sollte man beobachten. Gerade als Texter und Journalist sehe ich hier eine Gefahr, dass Unternehmen in Zukunft gerne auf die „billigere“ Alternative zurückgreifen werden. Es ist ja heute schon so, dass die Preise für die Texterstellung gerne günstig sein sollen. Darum glaube ich, dass die schreibende Zunft für sich Möglichkeiten finden muss, um auch online bestehen zu können. Und vielleicht gehört dazu ihre Qualitäten gegenüber mechanisch erstellen Texten anderweitig zu positionieren.

      Viele Grüße Daniela

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