Reichweite, Traffic und die Rückendeckung bei Shitstorms. Communities sind dafür ein wichtiger Faktor. Doch wie baut man eine eigene Community auf?
Darüber habe ich habe mit Nora Breuker gesprochen. Sie gibt dir einige Tipps, worauf es beim Aufbau von Communities ankommt. Sie ist einer DER Experten auf diesem Gebiet und wird zu diesem Thema auch einen Vortrag auf der Blog4Business halten.
Liebe Nora,
du bist Co-Founder des amerikanischen Unternehmens From Fat to Finish Line und dort für den Community Aufbau und die Betreuung zuständig. Parallel dazu arbeitest du bei Setlog als Digital Marketing Strategist und bist für das komplette Marketing und die PR zuständig. Dort hast du Digital Innovation Ruhr aufgebaut – die größte Meetup Gruppe im Ruhrgebiet. Im letzten Jahr hast du dich dann zusätzlich selbstständig gemacht und berätst mit Runaway Redhead Unternehmen beim Aufbau von Brand Communities.
Mit der Digital Valley Community, deiner eigenen Community, hast du dir die Vernetzung im Ruhrgebiet auf die Fahne geschrieben und bringst die Menschen zusammen, die sich mit dem Business Modell C2C auseinandersetzen. Wenn es um das Thema Community geht, kommt man an dir gar nicht vorbei und die Leidenschaft für das Thema merkt man dir an, wenn man dich live dazu erlebt. Als Expertin weißt du, worauf es beim Aufbau und den Erhalt von Communities geht.
Erkläre bitte kurz, was Communities für dich sind und wonach sie sich richten? Damit meine ich, geht es bei Communities um das Produkt bzw. eine Dienstleistung oder stehen sie hinter einem Unternehmen?
Community hat definitiv ein Definitionsproblem. Insbesondere im Marketing wird das Wort Community gerne für die unterschiedlichsten Beschreibungen genutzt. Dabei handelt es sich aber nicht wirklich um Communities. Meine Newsletter-Empfänger oder meine Kommentatoren bei meinem Blog sind nicht automatisch eine Community. Viele glauben insbesondere, dass Social Media Follower automatisch eine Community bilden. Dem ist definitiv nicht so.
Eine viel bessere Definition von Community ist eher:
Ein Gefühl der Gemeinschaft mit anderen, als Ergebnis gemeinsamer Einstellungen, Interessen, Ziele und einer aufgebauten Beziehung. Dies ist auch der entscheidende Faktor. Eine echte Community bedeutet nicht, dass ich als Brand oder als Person mit meinen Mitgliedern/Followern interagiere, sondern die Mitglieder untereinander eine Beziehung aufbauen.
Consumer to Consumer eben.
Hat jedes Unternehmen bzw. jeder Unternehmer und Freiberufler eine eigene Community und wenn ja, warum sollten sie sich damit auseinandersetzen?
Nein, eine Community entsteht meistens nicht automatisch. Aber jedes Unternehmen und jeder Freiberufler hat die Möglichkeit, eine eigene Community aufzubauen oder die eigenen Kunden so zu aktivieren, dass daraus eine Community entsteht. Dies bedarf aber Zeit, Aufwand und einer guten Strategie. Unternehmen sollten sich definitiv damit auseinander setzen, was C2C ihnen alles bieten kann.
Communities führen zu extremer Kundenbindung, Loyalität und Identifikation mit der Marke oder der Person, die dahintersteht. Eine gesunde, starke Community führt zu verbesserten Produkten, Innovation sowie dem Wachstum eines Unternehmens. Dabei müssen Community Builder darauf achten, dass ihren Mitgliedern stets ein echter Mehrwert und Support geboten wird und nicht nur das Angebot eines Produktes oder Services im Vordergrund steht.
Stellen sich Unternehmen wirklich geschickt an, so bieten insbesondere Online Communities einen echten Pluspunkt für ihr Business. Nirgendwo sonst lernt man seine Zielgruppe so gut kennen, wie in der eigenen Community und ist so nahe dran an den eigenen Kunden.
Du arbeitest für ein amerikanisches und ein deutsches Unternehmen. Welche Unterschiede siehst du zwischen den Communities in den USA und Kanada und Deutschland? Wie agieren sie?
Communities sind generell noch nicht so richtig als Businessmodell in Deutschland angekommen. Wir haben viele Communities und ich begegne unheimlich vielen Menschen, die Communities leiten – jedoch ist den meisten gar nicht so richtig bewusst, dass es sich hierbei um einen Job handelt. Unternehmen hinken noch ziemlich hinterher, die vielen Vorteile von Communities für sich zu nutzen. Von daher sind wir hier noch etwas hinterher im Gegenzug zu Amerika.
Aber auch in Amerika ist Community Building noch am Anfang des steilen Wachstums. Ein großer Unterschied zwischen den USA und Deutschland ist sicherlich, wie wir Deutschen mit Daten umgehen. Sehr selten werde ich in Amerika gefragt, wie ich – als Community Builder – damit umgehe, dass zum Beispiel ein Facebook nicht wirklich unseren Datenschutz-Standards entspricht. Hier in Deutschland haben wir eine höhere Eintrittsbarriere, wenn es darum geht, uns irgendwo anzumelden und unsere Daten preiszugeben. Wir sind außerdem viel kritischer und reservierter.
Was sind deine Tipps, um eine Community von null an aufzubauen und aktiv zu halten?
Vereinfacht könnte man den Aufbau einer digitalen Community in die folgenden sechs Schritte aufteilen:
Community Idee
Was für eine Community möchte ich aufbauen und vor allem für wen? Warum ist diese Community gerade jetzt interessant und wieso braucht meine Zielgruppe diese?
Community Art
Es gibt unterschiedliche Arten von Communities. Support, Product, Acquisition, Content und Engagement. Welche Art Community möchte ich aufbauen? Dreht es sich um mein Produkt oder um ein Thema, welches mit meinem Produkt zu tun hat?
Community Plattform
Es gibt viel, viel mehr Plattformen als die meisten denken. Es gibt Facebook und Co., die eine kostenfreie Variante darstellen. Es gibt aber auch Plattformen wie Discourse, Mighty Networks und andere, die eigenständige, oft mit Kosten verbundene Möglichkeiten bieten.
Community Strategie
Wie bei allem, braucht auch Community eine Strategie. Wie passt die Community ins Unternehmen? Welches Problem löst sie den Mitgliedern? Welche Erfahrungen sollen Mitglieder machen, wenn sie Teil der Community sind? Wie führe ich die Community? Wie messe ich den Erfolg? Habe ich Budget?
Moderation & Leitung
Eine Community ohne Guidelines ist Anarchie. Ich muss mir genaue Gedanken dazu machen, welche Regeln die Community haben soll. Die Moderation einer Online-Community ist nicht zu unterschätzen. Als Manager ist man hautnah an den Mitgliedern dran und es wird sehr schnell persönlich.
Community Team
Wer ist derjenige, der den Hut aufhat, wenn es um das gesamte Management der Community geht? Wie sieht das Team aus, welches moderiert und in die Strategie involviert ist? Wie wird zwischen Abteilungen, mit denen die Community zu tun hat, kommuniziert?
Gibt es Themen, bei denen du sagst, hier eine Community aufzubauen wird echt schwierig?
Generell denke ich, dass man für jedes Thema eine Community aufbauen kann – entweder online oder offline. Es gibt sicherlich Themen, die etwas schwieriger sind. Insbesondere, wenn es um vertrauliche Informationen geht, die vielleicht sogar legalen Bindungen unterliegen.
Jemand hat zu seinem Thema eine Gruppe eröffnet und man merkt: Verdammt, es tut sich nichts. Es bleibt ruhig und ein Austausch zwischen den Gruppenmitgliedern kommt nicht zustande. Hast du Empfehlungen, was der Gruppenadmin tun kann, um mehr Leben in die Gruppe zu bringen?
Als Community Manager muss ich Content kreieren, der dazu dient, meine Mitglieder durch die einzelnen Stufen ihres Commitments zu meiner Community zu führen. Was heißt das genau? Ich muss mir Gedanken machen, wie ich potenzielle, neue, passive, aktive und Powermitglieder anspreche und dazu bringe, in die nächste Stufe überzugehen. Insbesondere am Anfang ist es sehr mühsam, die Menschen dazu zu bekommen, miteinander zu interagieren. Hier heißt es, Geduld beizubehalten und mit simplen, aber effektiven Content Tricks zu animieren. Dabei würde ich nicht zu kompliziert werden, aber vor allem auch auf meine Zielgruppe hören und sie direkt ansprechen, was sie sich von der Community wünschen.
Was können die Besucher der Blog4Business bei deinem Vortrag erwarten und worauf dürfen sie sich freuen?
Viele Einblicke in die Welt der Communities anhand von echten Beispielen und Erfahrungen. C2C und Community Building ist ein noch frisches, gerade im Wachstum befindliches Thema, welches jeden etwas angeht.
Vielen Dank für das Gespräch!
Wie siehst du das Thema Communities und welche Tipps hast du, um sich eine aufzubauen? Schreibe mir das gerne in die Kommentare!
Wenn dich mehr zu den Themen der Blog4Business interessiert, dann habe ich hier das Interview „Gamification: Leser spielerisch ansprechen und binden“ mit Roman Rackwitz für dich.
Pingback: Wie man eine Community um seinen Blog aufbaut? » Blogtotal ✅
Pingback: Blog4Business Digital: Veranstaltungen online umsetzen I bloggerabc
Pingback: Henry Schröder von Mittwald im Interview: Was einen guter Hoster ausmacht I bloggerabc